»Niemand konnte die Juden vor dem Bösen beschützen, das mit dem Ende des Kriegs herangeritten kam. Vor dem Krieg hatte es junge Männer in der Gemeinde gegeben, die den alle halben Zeiten auftauchenden Judenhassern entgegengetreten wären. Allein jedoch sah sich Olga außerstande, das Band zwischen sich und ihrer Religion zu halten.«

Isak Ras und seine Mutter Olga sind die einzigen Juden im Belgrader Stadtteil Zimony und der antisemitischen Stimmung ungeschützt ausgeliefert, die sich seit dem Ende des Ersten Weltkriegs immer weiter verschärft. Eines Tages verschwindet Olga spurlos und ihr Sohn bleibt allein zurück. An dem Tag, als 1942 das besetzte Serbien für »judenfrei« erklärt wird, begibt sich Isak auf einen letzten Streifzug durch die Stadt, um die Fäden seiner Vergangenheit zusammenzuführen und endlich herauszufinden, was mit seiner Mutter geschehen ist. Was wissen die Anarchisten Rosa und Milan darüber? Und was hat es mit den mysteriösen Doppelgängern auf sich?

In acht aus unterschiedlichen Perspektiven erzählten Kapiteln entwirft Marko Dinic in »Buch der Gesichter« ein Panorama der Geschichte Serbiens im 20. Jahrhundert. Getragen von sprachlicher Präzision und einem vielschichtigen Personal wird hier etwas freigelegt, was dem Vergessen anheimzufallen drohte – ein eindrückliches Beispiel dafür, was Erinnerungsliteratur heute sein kann.

Moderation: Christian Dinger

Eintritt: € 6,-/9,-/12,- (pay as you wish)

Marko Dinic wurde 1988 in Wien geboren und verbrachte seine Kindheit und Jugend in Belgrad. Er studierte in Salzburg Germanistik und jüdische Kulturgeschichte. 2019 erschien bei Zsolnay sein erster Roman »Die guten Tage«.

Foto (c) Apollonia Theresa Bitzan

Eventdaten bereitgestellt von: Reservix

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