Shakespeare Songbook
Sonette im Jazz-Gewand

Ein Sonett ist schon vom Wort her Klang, es nimmt in seinem Namen das lateinische Wort sonus (Klang, Schall) in sich auf. Wird es in Musik gesetzt, potenziert sich diese Eigenschaft. Aus den 154 überlieferten Sonetten von William Shakespeare hat sich der Kontrabass-Virtuose, Bandleader und Komponist Haggai Cohen-Milo seine Lieblinge herausgepickt, dazu Musik erfunden und sie für seine Band arrangiert. Mit Celia Kameni steht ihm bei diesem Projekt eine Sängerin zur Seite, die seine Melodien und Shakespeares Texte mit ihrer wunderbar geschmeidigen Stimme in fein gewebte Klänge eigener Art übersetzt. Dabei nutzt natürlich auch sie all die interpretatorischen Freiräume, die der Jazz seinen Interpreten von jeher lässt.

Shakespeares Sonette laden auf 14 Verszeilen in Liebeswelten der Begierde und des Verrats ein, der Entsagung und Erfüllung, der Vergänglichkeit und der Ewigkeit. Sie changieren zwischen homoerotischen Andeutungen und heterosexuellem Narrativ. In der Musik nehmen diese menschlichen Aspekte auch jenseits der Sprache hörbar Gestalt an.

Cohen-Milo legt bei seinem Schaffen im Jazz einen besonderen Schwerpunkt auf genreübergreifende Kunst; so hat er bereits alte jemenitische Gebete vertont, Rekompositionen von Meisterwerken Mahlers, Debussys und Verdis zur Aufführung gebracht und Formen des Tanztheaters entwickelt. So eine sinnliche Grenzüberschreitung vollzieht sich nun mit Shakespeares Sonetten, in denen sich nicht nur alles um menschliche Beziehungen dreht, sondern die darüber hinaus als autonome Sprachkunstwerke immer wieder die Spannung zwischen Sagbarkeit und Unsagbarem auskosten. Cohen-Milo lotet diese Poetologie nun in Musik aus. Der Abend, übrigens eine Premiere, wird in Shakespeares musikalischer Poesie eine poetische Musik zum Funkeln bringen.

Eventdaten bereitgestellt von: Reservix

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