Tastenpoesie
Tastenpoesie
Romantische Werke von Chopin und Schumann
Szymon Nehring, 1995 in Krakau geboren, war mit 19 Jahren bereits Finalist beim Chopin-Wettbewerb in Warschau und gastiert seither weltweit an den ersten Häusern. In seinem Programm mit Werken von Chopin und Schumann durchwandert er die Welt der Romantik.
Gerade in Chopins vielschichtigen Nocturnes bildet die sangliche Melodie das Zentrum der Charakterstücke, die uns bis heute mit ihrer oft schwermütigen Schönheit verzaubern. Das Scherzo Nr. 2 in b-Moll dagegen ist eine virtuose Walzerfantasie. Sie geht mit etwas unheimlichen, gedämpften Triolen los, die wie düstere Ahnungen das ganze Stück durchziehen. Die »Marche funèbre« seiner zweiten Klaviersonate hat als der Trauermarsch schlechthin seinen festen Platz im kollektiven musikalischen Gedächtnis und ist auch in der Popkultur verankert. Er entstand bereits 1837, zwei Jahre vor den anderen Sätzen der Sonate.
Ebenfalls 1837 erschien auch die Erstausgabe der Symphonischen Etüden von Robert Schumann, sein Opus 13, das seine spätere Ehefrau Clara Wieck im selben Jahr in Leipzig zur Uraufführung brachte. Ein Variationenwerk in zwölf Teilen, dessen Thema Schumann von Ignaz Ferdinand Freiherr von Fricken in Böhmen übernahm. Mit dessen Tochter Ernestine hatte Schumann sich 1834 heimlich verlobt, bis seine Liebe zu Clara, der Tochter des gemeinsamen Klavierlehrers Friedrich Wieck, zur Auflösung der Verlobung führte. Claras Aufführung von Robert Schumanns Symphonischen Etüden initiierte eine Romantik der besonderen Art; sie führte 1840 zur ehelichen Verbindung der beiden.
Die Etüden, die Schumann 1852 einer Neufassung unterzog, tragen aufgrund ihres pianistisch-klanglichen Reichtums die Klassifizierung symphonisch. Schumann schlägt in ihnen Bögen vom Barock über die Klassik bis zur Romantik und lässt überdies seine Alter Egos Florestan und Eusebius musikalisch zu Wort kommen. Diese beiden Gestalten symbolisieren in Schumanns Denken die kontrastierenden Seiten seines eigenen Charakters: Florestan repräsentiert die leidenschaftlich trotzige, stürmisch kämpferische Seite, Eusebius vertritt die lyrisch verträumte, sanftmütig kontemplative. Zwischen Licht und Schatten, metaphorischer Helligkeit und Dunkelheit, entstehen auf den schwarz-weißen Tasten des Klaviers unter den Händen Szymon Nehrings alle hörbaren Farben der Poesie.
Frédéric Chopin :
Nocturne Nr. 1 F-Dur op. 15
Scherzo Nr. 2 b-Moll op. 31
Sonate b-Moll op. 35
Robert Schumann :
Symphonische Etüden op. 13