"Angriff der Zeichen"
Anthropozän – das Wort hat der Niederländer Paul Jozef Crutzen erfunden, Mitentdecker des Ozonlochs und Nobelpreisträger für Chemie. Das war im Jahr 2.000 bei einer Konferenz in Cuernavaca/Mexiko. „Hören Sie auf, vom Holozän zu reden“, rief Crutzen einem Kollegen zu, „wir sind nicht mehr im Holozän, wir sind im -Anthropozän!“. Soll heißen: die Erde ist in ein neues Zeitalter eingetreten, das nach dem Menschen (griechisch: anthropos) zu benennen ist.
Denn der homo sapiens sapiens hat in den vergangenen Jahrhunderten dem blauen Planeten in einer Weise seinen Stempel aufgedrückt, dass alle anderen Lebewesen und auch die ökologischen Prozesse davon in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Folgen sind furchterregend: Klimakrise, Artenschwund, Verkehrsinfarkte, Massenmigration, Pandemien, künstliche Intelligenz. Doch die Entwickllung allein als Umweltproblem zu betrachten, greife zu kurz. Stattdessen müsse der Mensch, als maßgebliche Kraft neue Denk- und Wissensbilder schaffen, "die jäh das Vertraute umbeleuchten, wenn nicht gar in Brand stecken". meint Scherer.
Als langjähriger Intendant des Hauses der Kulturen der Welt in Berlin hat Scherer durch eine Serie von Projekten das Phänomen in seiner ganzen Breite in den Blick genommen und dafür weltweit Anerkennung gefunden. In seinem neuen Buch entwirft der studierte Philosoph Denkbilder und Handlungsmuster, die helfen können, mit dem planetarischen Umbruch fertig zu werden.
Lesung und Gespräch
Foto: Sebastian Bolesch