Hilde Ziegler – Bei der Verlobung wirft einer einen Hering an die Decke
HILDE ZIEGLER
Bei der Verlobung wirft einer einen Hering an die Decke – 198 Erinnerungen eines Kindes
Lesung in hochdeutscher und alemannischer Sprache mit Katharina Rauenbusch
Als kleines Mädchen blickte sie von ihrem Heimatort Weil am Rhein aus sehnsüchtig hinüber nach Basel, schaute in das Nachbarland, wo es Orangen gab. Und keinen Krieg. Als Jugendliche fuhr sie mit dem Rad durch Riehen ins Gymnasium nach Lörrach. Mit 20 kam sie endlich an ihrem Sehnsuchtsort an: als Schauspielerin am Stadttheater Basel. Hilde Ziegler, geboren 1939, war eine Grenzübergängerin, die längst verstanden hatte, dass sich die eigentlichen Grenzen in den Köpfen befinden. Sie musste weg von zu Hause, aber weit weg musste sie nicht. In Leymen im Elsass fand sie ab 1965 ein Zuhause.
„Sie sagen: in zwee, drei Daag isch dr Franzos do. Ich verstehe nicht, warum alle vor einem einzigen Mann solche Angst haben“, schreibt sie in ihrem berührenden Buch "Bei der Verlobung wirft einer einen Hering an die Decke", einem Erzählmosaik aus 198 Kürzestgeschichten. Es sind zeittypische Momentaufnahmen der Kriegs- und unmittelbaren Nachkriegszeit, gesehen durch das blaue Auge des kleinen Mädchens – altklug, komisch und hemmungslos direkt.
Obwohl sie mit damaligen Filmgrößen wie Fritz Wepper, Helmut Fischer und Geraldine Chaplin vor der Kamera stand, ist sie heute kaum noch bekannt. Denn dem großen Markt der Eitelkeiten hat sie sich immer verweigert. Ihr Engagement galt vielmehr dem Erhalt des Dialekts und der Sache der „einfachen Leute“ und Außenseiter.
Lesung am Sonntag, 19. Januar 2025, 16 Uhr
Kaffee & Kuchen ab 15 Uhr