Fauré Requiem - & Cantique de Jean Racine
Gabriel Urban Fauré: Requiem op. 48
Kein aufwühlendes Dies Irae zum Jüngsten Tag, wie es Verdi oder Mozart
in ihrem Requiem komponiert haben, sondern insgesamt eine Totenmesse „von sanftmütigem Charakter, so wie ich selbst“, schreibt Gabriel Urban
Fauré im Jahr 1900 zur Premiere der großen Fassung seines Requiem
op. 48 bei der Pariser Weltausstellung vor 5000 Zuhörern. 1888 bei der Uraufführung in Paris erklang das Werk noch in der schlichteren Urfassung für Kammerorchester.
Fauré hat in seinem Requiem nicht den gesamten Text der Totenmesse
vertont. Dass er auf das Dies Irae mit dem himmlischen Strafgericht und
J.S.Bach / Teil 1–3
der Androhung von Höllenqualen verzichtete, sei in den Augen der
Amtskirche ein Skandal gewesen, berichtete seinerzeit Nadja Boulanger,
die ebenso wie Maurice Ravel von Fauré Kompositionsunterricht bekam. Fauré wollte nicht die Angst vor der Strafe des Himmels vertonen, sondern mit seiner Musik eine friedvolle Vision des Jenseits schaffen. Den Tod bezeichnete er nicht als „schmerzliches Erlebnis, sondern als eine will- kommene Befreiung, ein Streben nach dem Jenseits“.
Mit dieser versöhnlichen und optimistischen Sicht auf den Tod ist das Requiem von Gabriel Fauré (12. Mai 1845 bis 4. November 1924) auch im 100. Todesjahr des Komponisten besonders und einzigartig.
Im Konzert der Ulmer Kantorei erklingt außerdem Cantique de Jean Racine (komponiert 1864–65).
Irmgard Lorenz
Einlass: 17:00