All that I left behind is here
Stell dir ein Foto von einer vierköpfigen Familie vor. Anfang der 90er Jahre, an einem der ersten Frühlingstage. Sie stehen nebeneinander am bald grüner werdenden Ufer der Oder und schauen in die Kamera. Sie tragen alle ähnliche, nagelneue Windjacken, in Farben, die sich in die Landschaft eines schmutzigen Stadtfrühlings einfügen. Grau für den Vater, lila für die Mutter, rot-blau und grau-braun für die Söhne. Alle scheinen glücklich, bis auf den jüngsten Sohn – sein mürrisches Gesicht drückt deutlich Verlegenheit und Enttäuschung aus, als ob er lieber woanders wäre.
All that I left behind is here von Romuald Krezel ist eine Solo-Performance, die auf seinen persönlichen und künstlerischen Erfahrungen schöpft. Er konzentriert sich auf verschiedene Aspekte des Klassismus im Kontext der darstellenden Künste, indem er zu seiner allerersten Tanzerfahrung zurückkehrt - einem Gesellschaftstanzkurs, dem einzigen, der in seiner Grundschule kostenlos angeboten wurde. Durch das erneute Erlernen und kritische Reflektieren von Bewegungen, Schritten, Posen und verschiedenen Stilen wie Cha-Cha-Cha, Rumba, Jive usw. untersucht Krezel seinen sozialen Hintergrund und dessen Beziehungen zu seiner aktuellen choreografischen Praxis. Geisterhafte Figuren und Post-Punk-Musik hallen wider und führen das Publikum durch diese Rückkehr in Krezels Vergangenheit, die in einem verletzlichen Gespräch mit seiner Mutter über Klasse, Körper, Arbeit, Scham und Tanz endet.
Dauer:
70 Minuten
ENGLISCH:
Imagine a photo of a family of four. Early 90s, beginning of Spring. They are standing next to each other on the soon to be green bank of the Oder River, looking into a camera. They all wear similar, brand-new windbreaker jackets, the colors of their textiles blending into the landscape of a dirty urban Spring. Grey for the father, purple for the mother, red-blue and gray-brown for the sons. Everyone seems content, except for the youngest son, his face resting sour expressing disappointment and embarrassment, as if he would rather be somewhere else.
All that I left behind is here, by Romuald Krezel, is a solo performance drawing from his personal and artistic experience. He focuses on different aspects of classism in the context of the performing arts by returning to his very first dance experience – a ballroom dance class, the only one offered for free in his primary school. By relearning and critically evoking movements, steps, poses and different styles of Cha-Cha-Cha, rumba, jive, and so on, Krezel examines his social background and its relations to his current choreographic practice. Ghostly figures and post-punk music echo and guide the audience through the return to Krezel’s past, culminating in a vulnerable conversation with his mother about class, body, work, shame and dance.
Duration:
70 minutes
KONZEPT, CHOREOGRAPHIE und PERFORMANCE: Romuald Krezel
SPEZIALGAST: Irena Krezel
DRAMATURGIE: Agata Siniarska
RECHERCHE UNTERSTÜTZUNG: Tamara Antonijevi
KOSTÜM: Maldoror
TECHNISCHE LEITUNG, LICHT: Patrick Faurot
SOUNDDESIGN und MUSIKALISCHE LEITUNG: Miguel Caldas
SOUNDDESIGN ASSISTENZ: Zach Hart
KÜNSTLERISCHE ASSISTENZ: Louis F. Baca V.
PRESSEARBEIT: Apricot Productions
AUDIODESKRIPTION: Emmilou Roessling, Silja Korn
PRODUKTIONSLEITUNG: Anna Konrad
KÜNSTLERISCHE UNTERSTÜTZUNG: Carolina Mendonça und René Alejandro Huari Mateus
Eine Produktion von Romuald Krezel in Koproduktion mit Uferstudios in Berlin und HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste in Dresden. Gefördert im Rahmen des Bündnisses internationaler Produktionshäuser von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Gefördert vom Hauptstadtkulturfonds. Unterstützt durch das Residenzprogramm der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa, Station - Service for Contemporary Dance in Belgrad, Akademie Schloss Solitude in Stuttgart. Das Forschungsprojekt wurde gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR. Mit freundlicher Unterstützung vom Theaterhaus Berlin Mitte. Die Wiederaufnahme wird von der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt unterstützt.