Donnerstag, 19.10.2023
um 20:00 Uhr




Hermann Kesten, 1900 in Galizien geboren, in Nürnberg aufgewachsen, war bekanntlich nicht der einzige Schriftsteller, dessen Werke die Nationalsozialisten verbrannten. Und nicht der einzige, den sie aus Deutschland vertrieben. Versprengt über die Welt, gab es einen Ort, an dem man sie wiederfinden konnte: das Café. So schrieb Kesten 1959 ein Buch mit dem Titel»Dichter im Café«. Es berichtet von den »Schatten der vorigen und den Spektren der künftigen Gäste. Servil und agil stehen die Kellner herum, randvoll von Ressentiments und stehenden Redensarten.«

Das »Bayerische Dekameron« von Oskar Maria Graf (erschienen 1928), ist eine wunderbar komische Sammlung von Erzählungen, die die dörflich bayerischen Verhältnisse zum Spiegel der Gesellschaft machen. Feigheit, Neid, Egoismus, sexuelle und materielle Gier sind die treibenden Kräfte dieser nur an der Oberfläche heilen bayerischen Welt. Die Nazis hielten allerdings Grafs boshaft zielgenauen Humor für kraftprotziges Naturburschentum – und verbrannten am 10. Mai 1933 Grafs Bücher nicht. Höchst empört darüber sah er sich zu einem vermutlich einzigartigen Aufruf in der Wiener Arbeiterzeitung genötigt: »Verbrennt mich! (…) Nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!«

Johanna Steinhauser und Tammo Winkler lassen im LOFT, dem Kaffeehaus des Gostner Hoftheaters, Kestens Cafés und Grafs bayerisches Dorf wieder lebendig werden.

Eventdaten bereitgestellt von: Reservix

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