Herr über die Natur

Ein Wanderer findet in der ärmlichen Hütte der beiden Alten Philemon und Baucis ein Dach über dem Kopf. Die Hütte, die früher am Meer stand, ist das einzige Überbleibsel aus der Zeit vor einem gigantischen Deichprojekt. Wo einst nur Wasser war, erblühen nun Wiesen und Gärten. Den Alten ist beim Gedanken an den Deichbau nicht wohl. Tagsüber, berichtet Baucis, kamen die Arbeiten scheinbar kaum voran, während nachts die „Flämmchen“ schwärmten und der Damm am nächsten Tag ein gutes Stück größer war. Die Alten gehen zur Kapelle, um zu beten. Ihr Läuten lässt den inzwischen greisen Faust im Ziergarten seines Palastes laut fluchen. Hütte und Kapelle sind ihm ein Dorn im Auge, sie versperren ihm den Blick auf das neu gewonnene Land und sind eine schmähliche Erinnerung an die Grenzen seiner Macht.

Als Mephisto mit seinen drei Gesellen heransegelt und kistenweise Diebesbeute ablädt, besänftigt das Faust kaum. Er fordert einen ungehinderten Blick auf seinen „Welt-Besitz“, und deshalb soll Mephisto die beiden Alten aus dem Weg schaffen.

In der Nacht brennen Hütte und Kapelle. Mephisto berichtet höhnisch, dass die widerspenstigen Alten nicht freiwillig gehen wollten und deshalb ebenso wie der Wanderer im Feuer verbrannten. Faust will seinen Auftrag allerdings nicht so gemeint haben und leugnet seine Mitschuld am Tod der drei.

Dann schweben vier schattenhaft graue Weiber aus dem Feuerdunst zum Palast, in dem Faust lebt: Mangel, Schuld, Not und Sorge. Die ersten drei können nicht hineingelangen. Doch die Sorge schlüpft durchs Schlüsselloch. Faust verflucht den Teufelsbund und die unseligen Geister, die er rief. Er sieht aber keinen Weg, sich von ihnen zu lösen. Die Sorge haucht ihn an. Darauf erblindet er und verwechselt die Dunkelheit mit der Nacht. Er drängt darauf, sein Lebenswerk endlich zu vollenden, und ruft die Arbeiter zum Deichbau herbei.

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