Prof. Dr. Klaus Dörre
Deutschland rückt nach rechts, das zeigte die letzte Bundestagswahl. Von den Arbeitern und Arbeiterinnen wählten die meisten die AfD. Was sind die Ursachen?
Traditionell beanspruchte die SPD, die Arbeiterpartei in Deutschland zu sein. Doch zeigen die Analysen, dass ausgerechnet in ihrer Kernwählergruppe die SPD massiv an Wähler*innen verloren hat. Auch gilt: Bei den etablierten Parteien sind immer weniger Arbeiter und Arbeiterinnen im Bundestag vertreten. Wie konnte es so weit kommen, dass die Rechtspopulisten zur stärksten Kraft in der Arbeiterschaft aufgestiegen sind?
Klaus Dörre, einen der profiliertesten Sozialwissenschaftler des Landes, überrascht dieser Umstand nicht. Schon zu Beginn des Jahres 2000 zeigte sich: Arbeiter und Arbeiterinnen wählten mehrheitlich rechtsextrem. In Studien untersuchte der Soziologe Einstellungsmuster und die Situation deutscher Industriearbeiter. Ein Narrativ erweise sich unter ihnen als zentrales Problem: das Gefühl, immer wieder zu kurz zu kommen, häufig von der Politik hängen gelassen zu werden und die Anerkennung in der Gesellschaft zu verlieren. Die AfD verspreche Abhilfe. Gleichwohl unternehme sie nichts, um die Rahmenbedingungen von Arbeiter*innen zu schützen oder zu stärken. Dennoch könne sie auf diese Weise erfolgreich bei Arbeitern punkten, sagt Dörre. Welche Konsequenzen Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften daraus ziehen müssten, erklärt Klaus Dörre in seinem Vortrag.
Klaus Dörre ist emeritierter Professor für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Er forscht seit Jahren zu den lebensweltlichen Problemen von Menschen in der Gruppe der Arbeiterschaft.
19:00 Uhr
Hallo, ich bin Maya.
