Wald - Schauspiel von Miriam V. Lesch
Der Wald lebt. Vielleicht ein bisschen zu sehr, denn über Nacht sind plötzlich zahlreiche mitteleuropäische Städte von Bäumen überwuchert. Auf Kreuzungen, in Fußgängerzonen, sogar auf Balkonen: überall Bäume. Eigentlich schön, aber für die meisten Menschen ist die plötzliche Rückeroberung des urbanen Raumes Europas durch die Natur dann doch ziemlich nervig. Und das Forstamt hat natürlich überhaupt keine Zeit, den überbordenden Wildwuchs einzudämmen. Da bleibt den meisten gepeinigten Europäer*innen nur die Flucht in den globalen Süden, wo es für Bäume zu heiß ist – eine ›umgekehrte‹ Migration beginnt. Immerhin: Gut für Bambi, das geruhsam durch die frischgewachsene Fauna wandern kann, aber schlecht für Cäsar und Plinius, die sich fragen, wo die eigentlich für die Ewigkeit gebauten Römerstraßen abgeblieben sind.
Miriam Leschs »Wald« ist eine irrwitzige Phantasie über die Rückeroberung der Welt durch die Natur. Absurd, komisch und auch ein bisschen mahnend.