Bewusst wurde die französische Schreibweise des Begriffs „Baroque“ für den Titel dieses Konzerts gewählt, denn auf dem Programm stehen ausschließlich Werke französischer Komponisten. Doch wie passt Barockmusik und musikalischer Impressionismus zusammen? Auch wenn die Klangsprache von Debussy oder Ravel eine gänzlich andere ist, die beiden ließen sich gerne inspirieren von ihren barocken Vorgängern, wie Rameau oder Marais. Um genau diese Inspiration geht es an diesem Abend, für den uns Sebastian Wittiber, Anne Bertrand und Dirk Niewöhner Charakterstücke von Vertretern beider Epochen gegenüberstellen. Die kleinen kammermusikalischen Schätze entführen den Zuhörer in eine Welt der Fantasie: Mit Rameaus Konzertstücken begeben wir uns beispielsweise zur musikalischen Darstellung pantomimischer Posen, treffen bei Debussy auf die Tänzerinnen von Delphi oder tauchen mit der charakteristischen Tonsprache Ravels ein in eine träumerisch-schwelgerische Sphäre. Die Musik erklingt in einer zauberhaften Besetzung für Harfe, Flöte und Viola und garantiert auch uns als Zuhörer einen inspirierenden, inspirierten Konzertabend.

Besetzung:

Anne Sophie Bertrand – Harfe
Sebastian Wittiber – Flöte
Dirk Niewöhner – Viola

Programm:

Kammermusik für Harfe, Flöte und Viola von Rameau, Marais, Debussy, Ravel, u.a.

Einlass 19.00 Uhr
mit Pause

„Tausend Empfindungen“ – Ein Arienabend der Leidenschaft und Eleganz des 18. Jahrhunderts mit dem außergewöhnlichen Sopranisten Bruno de Sá und dem renommierten Wrocław Baroque Orchestra unter der musikalischen Leitung von Jarosław Thiel.

„Mille Affetti“ präsentiert eine Auswahl an Werken, die die virtuose Vielfalt der klassischen Musik der Barock- und Frühklassik-Zeit zum Leben erwecken. Vom überschwänglichen Jubel in Mozarts Exsultate Jubilate bis zur dramatischen Intensität in Cherubinis Il Mesenzio, rè d’Estruria – dieses Konzert verspricht ein musikalisches Erlebnis voller Glanz und Tiefe.

Besetzung:
Bruno de Sá – Sopran
Jarosław Thiel – Leitung & Cello
Wrocław Baroque Orchestra

Programm:
Joseph Haydn: Symphonie Nr. 8 in G-Dur, Hob. I:8 „Le soir“
Wolfgang Amadeus Mozart: Exsultate Jubilate (Salzburg, 1779) und Grabmusik
Domenico Cimarosa: Auszüge aus dem Requiem in G-Moll
Luigi Cherubini: Arie aus Il Mesenzio, rè d’Estruria
Werke von Caruso, Beck, Reichardt, Alessandri und Seydelmann

Als krönenden Abschluss ertönen Werke Mozarts, darunter das berühmte Laudate Dominum aus den Vesperae Solennes de Confessore sowie Cherubinos Arie Voi che sapete aus Le nozze di Figaro.

Einlass 19.00 Uhr
mit Pause

Die argentinische Sopranistin Mariana Flores hat sich mit ihren temperament- und gefühlvollen Interpretationen bereits in die Herzen von Barockfans aller Kontinente gesungen. Mit Leonardo García-Alarcón und der Cappella Mediterranea realisierte sie in den vergangenen Jahren zahlreiche außergewöhnliche Projekte, wofür sie mit Preisen wie dem Diapason d’or und dem Choc de Classica ausgezeichnet wurde.

Unter dem Titel Teatro dei Sensi – Theater der Sinne – führt sie uns ins Venedig des 17. Jahrhunderts und eröffnet uns den musiktheatralen Kosmos Francesco Cavallis, eines Komponisten, der wie kaum ein zweiter die Geschichte der Oper geprägt hat. In der vergnügungssüchtigen Serenissima gab es keinen zentralistischen Fürstenhof und damit auch kein Hoftheater, das von einem absolutistischen Herrscher kontrolliert worden wäre. So konnte sich eine Opernpraxis etablieren, die nicht dem Geschmack eines Einzelnen genügen, sondern um die Gunst der breiten Masse buhlen musste. Bereits 1637 wurde mit dem Teatro San Cassiano das weltweit erste öffentliche Opernhaus gegründet, in dem Cavalli 1639 auch seine erste Oper Le nozze di Teti e di Peleo herausbrachte. Bis zu seiner letzten erhaltenen Oper Pompeo Magno (1666) sollten um die 30 Bühnenwerke entstehen, wobei Cavalli mit den verschiedensten dramaturgischen und musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten experimentierte, um die emotionale Tiefe seiner Figuren glaubhaft und erlebbar zu gestalten. Das Programm Teatro dei Sensi bringt die breite Palette von Cavallis Erfindungsgabe, an der sich seine Nachfolger bis ins 20. Jahrhundert hinein bedienen sollten, eindringlich und hochemotional zum Klingen.

Mariana Flores Sopran
Leonardo García-Alarcón Musikalische Leitung und Cembalo
Cappella Mediterranea Residenzorchester des Bayreuth Baroque Opera Festival 2025

PROGRAMM

Venezianische Opernarien von Francesco Cavalli (1602–1676)
„Mira questi due lumi“
Arie der Venere aus Le nozze di Teti e di Peleo (1639)

„Volgi, deh, volgi il piede“
Arie der Procris aus Gli amori di Apollo e Dafne (1640)

„Occhi per pianger nati“
Arie der Eumete aus La Virtù de’ strali d’Amore (1642)

„Amanti se credete Amore“
Arie der Climene aus L’Egisto (1643)

„Aprite gl’occhi amanti“
Arie des nerillo aus L’Ormindo (1644)

„Udite amanti“
Arie der Eurinda aus La Doriclea (1645)

„Caro Ernesto – Mia Cleanta“
Duett Cleanta und Ernesto aus L’Orimonte (1650)

„Dimmi, Amor, che farò?“
Arie der Diomeda aus L’Oristeo (1651)

„Non col ramo di Cuma“
Arie der Nerea aus La Rosinda (1651)

„Restino imbalsamate“ – “T’aspetto e tu non vieni“
Rezitativ und Arie der Calisto aus La Calisto (1652)

„Ne le grotte arimaspe“
Arie der Iride aus L’Eritrea (1652)

Sinfonia
aus L’Orione (1653)

Pièce instrumentale
aus Il Ciro (1654)

„E te pur vero“
Arie der Adelanta aus Xerse (1655)

Pièce instrumentale
aus Xerse (Pariser Fassung 1660)

„Menfi, mia patria, regno, padre“
Arie der Ermosilla aus La Statira (1655)

„Quest’è un gran caso al certo“
Arie des Vafrino aus L’Ipermestra (1658)

„E vuol dunque Ciprigna“
Arie der Giunone aus L’Ercole Amante (1662)

Pièce instrumentale
aus Scipione afffricano (1664)

„Chi ritrova ’l dio d’amore“
Arie der Giulia aus Pompeo Magno (1666)

Die junge französisch-schweizerische Sängerin Marina Viotti kann bereits auf einen ungewöhnlichen Werdegang und eine steile Karriere zurückblicken: Zunächst studierte sie Flöte, experimentierte mit Jazz, Gospel-Gesang und Heavy Metal und erwarb einen Master in Philosophie und Literatur. Heute zählt sie zu den gefragtesten Mezzosopranistinnen ihrer Generation und begeistert Publikum und Presse in den großen Partien ihres Fachs. Im Juli 2024 war sie zudem bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele in Paris zu hören.

Partien wie Carmen, Rosina, Prinz Orlofsky oder Octavian gehören zu ihren Paraderollen, doch schlägt ihr Herz insbesondere für die Musik des Barocks! Gemeinsam mit dem Violinisten Andrés Gabetta und dem Orchestre de l’Opéra Royal hat sie ein sehr persönliches Programm zusammengestellt und verlässt für einen Abend die große Opernbühne: Antonio Vivaldi, Nicola Antonio Porpora und Giovanni Porta zählten zwar zu den führenden Opernkomponisten ihrer Zeit, doch befinden sich in ihrem Œuvre auch zarte und intime Vokalkompositionen, die bald religiöse Innigkeit, bald amouröse Seligkeit in Töne setzen. Einen instrumentalen Kontrapunkt dazu setzt Andrés Gabetta mit Violinkompositionen wie Pietro Locatellis Concerto grosso op. 1 oder Vivaldis bizarrem „Großmogul“-Konzert.

Marina Viotti Mezzosopran
Andrés Gabetta Musikalische Leitung und Violin
Orchestre de l’Opéra Royal de Versailles*

PROGRAMM

Henry Purcell (1659–1695)
The curtain tune
aus Timon of Athen 

Giovanni Porta (1675–1755)
Volate gentes, venite cum spe
Motette für Solostimme, Streicher und Basso continuo

Antonio Vivaldi (1678–1741)
Violinkonzert D-Dur „Grosso Mogul“ RV 208
Allegro

Nicola Antonio Porpora (1686–1768)
Salve Regina in F-Dur

PAUSE

Pietro Locatelli (1695–1764)
Concerto grosso op. 1/11
Largo

Antonio Vivaldi
„O servi volate“
Arie aus dem Oratorium Juditha triumphans RV 644

Ascende læta RV 635
Motette für Solostimme, zwei Violinen, Viola und Basso continuo

Violinkonzert in h-Moll „Per Signora Anna Maria“ RV 387
Allegro – Largo – Allegro

Canta in prato, ride in monte RV 636
Kantate für Solostimme, Streicher und Basso continuo

„Armatae face et anguibus“
Arie aus dem Oratorium Juditha triumphans RV 644

Im Spiel der Zeit mussten sich Frauen viel zu lange mit Nebenrollen zufriedengeben, und das nicht allein im Öffentlichen und Politischen, sondern auch im Privaten und Künstlerischen. Doch trotz der vielen Verbote und Hindernisse sowie der äußerst geringen Erfolgsaussichten haben es zu allen Zeiten hochbegabte Frauen erreicht, sich als Interpretinnen, Musikpädagoginnen oder Komponistinnen in der Welt der Männer zu behaupten. Im 17. und 18. Jahrhundert war es Frauen in manchen italienischen Städten sogar untersagt, Opern- und Konzertaufführungen auch nur beizuwohnen, geschweige denn als Künstlerinnen selbst aktiv zu sein. Kein Wunder also, dass es talentierte italienische Musikerinnen wie Maria Margherita Grimani (1680–1720) oder Camilla de Rossi (1670–1710) von Italien nach Wien zog, denn in der Habsburgermetropole hielt man es mit Verboten oftmals nicht so streng, wenn es dem Talent galt. Zwischen 1660 und 1740 wurden in den Klöstern Wiens etwa 350 Oratorien uraufgeführt. Unter den vielen Komponist*innen befinden sich auch mehrere Frauen. Das Ensemble Il Gusto Barocco hat in der Österreichischen Nationalbibliothek nach erhaltenen Manuskripten gesucht und dabei herausragende Werke entdeckt, die seit ihrer Uraufführung in den frühen 1700er-Jahren nicht mehr erklungen sind. Gemeinsam mit der französischen Sopranistin Suzanne Jerosme, die 2020 als Giuditta in Carlo il Calvo bei Bayreuth Baroque debütierte, lassen sie diese fantastische, bisher unbekannte Musik wieder zum Leben erwecken, ergänzt u.a. durch Arien des Zeitgenossen Alessandro Scarlatti, der die Form des Oratoriums sowohl in Rom als auch in Wien etablierte.

Mit Werken von Maria Margherita Grimani, Camilla de Rossi, Alessandro Scarlatti, Georg Friedrich Händel und Gabriele Geminiani

Suzanne Jerosme Sopran
Jörg Halubek Musikalische Leitung, Cembalo und Orgel
Il Gusto Barocco