Zu Beginn der Neunzigerjahre, als ich noch klein war, sind meine Eltern mit mir ins Zentrum Ostberlins gezogen, an den Rosenthaler Platz. Nicht nur aus Neugier, sondern auch aufgrund des Wohnungsmangels im alten Westen. Das war für sie weitaus aufregender als für mich, der in der Gegend aufwuchs und keinen Vergleich hatte.

Im Zentrum Ostberlins finden Bruno, Ina und ihr Sohn Julius in den Neunzigerjahren ihr Zuhause. Aber der Freiraum, der sich für sie dort aufgetan hat, schließt sich bald wieder. Bruno strauchelt privat wie beruflich und verlässt die Stadt. Anderthalb Jahrzehnte später vermittelt eine Familienberaterin ein Treffen, das ihn mit Frau und Kind wieder zusammenbringen soll. Im Humboldthain – einem zentralen Ort seiner Kindheit – verläuft die Begegnung aber anders als erwartet. Eine fremde Frau taucht auf, die Motive der Beraterin sind uneindeutig, Ina kommt nicht. Die Situation spitzt sich zu, als Bruno mit Julius einen Bunker aufschließt und die beiden Frauen ihnen folgen.

In „Humboldthain“ erzählt die mehrfach ausgezeichnete Autorin Inka Parei eindringlich davon, wie die Aussöhnung einer Familie von den Folgen der deutschen Nachkriegsgeschichte immer wieder durchkreuzt wird.

Inka Parei, 1967 geboren, lebt in Berlin. Ihre Werke handeln von geschichtsträchtigen Orten und fragilen Lebensläufen.
Ihr erster Roman „Die Schattenboxerin“ wurde in 13 Sprachen übersetzt und für „Was Dunkelheit war“ erhielt sie u.a. 2003 den Ingeborg-Bachmann-Preis.

Die Lesung wird moderiert von Dr. Frauke Bayer, Literaturwissenschaftlerin.
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