Großer Staatsmann mit kleinen Schwächen
Er war unschlagbar witzig und sehr fleißig. „Die meiste Zeit meines Lebens habe ich damit zugebracht, improvisierte Reden vorzubereiten“, hat Winston Churchill einmal gesagt, und man glaubt es ihm gerne. Denn es war vor allem seine rhetorische Brillanz, die ihn befähigte, als britischer Premierminister ab 1940 sein Land aus höchster Not zu retten, die USA und die Sowjetunion für ein Bündnis gegen Hitler zu gewinnen und allen Widrigkeiten zum Trotz der deutschen Barbarei ein Ende zu bereiten.
Churchill wurde zur Symbolfigur des Widerstands, unvergessen sind seine flammenden Appelle zum Durchhalten. „Ohne ihn wäre der Zweite Weltkrieg anders verlaufen“, urteilt die Journalistin Franziska Augstein, die den Jahrhundert-Helden in einer vielgerühmten neuen Biographie in all seinen Schattierungen vorführt.
„Er war großartig in seiner Sprunghaftigkeit, in seiner Ungeduld und in seinem Opportunismus“, schreibt sie. Nur eines war der Staatsmann, der für seine Bücher den Literatur-Nobelpreis erhielt, nie: langweilig. Nach der Lektüre mag man sich fragen, wo sich der Churchill unserer Tage verbirgt...
Lesung und Gespräch, Moderation: Jochen Bittner
Foto: Jürgen Bauer