"Es gibt Nachrichten über Sachen außerhalb deiner Verfügung,
Müder. Du lässt das Steuerrad los, denn es geht jetzt schon bald
bald, bald ganz von allein, du wirst dein eigener Beifahrer sein!"
"Gegrüßet seiest du, angehaltene Natur!", so setzt der neue Gedichtband von Monika Rinck ein. Doch was dann kommt, ist keine Naturlyrik und auch kein Nature Writing, sondern die Höllenfahrt, die uns der Titel verspricht. Nach ihrer "Kritik der Motorkraft" widmet sich Rinck in "Höllenfahrt & Entenstaaat" ein weiteres Mal der Automobilität. Mit Vollgas geht es über die Autobahn, quer durch die Bundesrepublik, Bayern, Hessen, NRW, A6, A8, A99... Wie es beim Autofahren so ist, bleibt das Tempo dabei nicht immer gleich. Es gibt Staus und Verzögerungen, Stop and Go. Geschickt spielt Rinck mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten und findet starke Bilder für das Bewegte und das Unbewegliche, den Stillstand und den Fortschritt. Letzterer wird dabei nicht einfach verklärt, sondern immer wieder problematisiert. Nicht selten finden sich Kommentare auf das politische Zeitgeschehen wie dieser: »Gewaltige Trecker kommen, hupen, bleiben stehen. Und du, mein liebes Kind, du wirst dich nicht mehr auf die Straße kleben!«
Die Höllenfahrt endet im Entenstaat, dem letzten Teil des Bandes, der als Oper tituliert ist. Und auch hier zeigt sich das, was Moderatorin Beate Tröger als kennzeichnend für die Texte Monika Rincks formuliert: »Erkenntnissattes, aufmerksamkeitsgeschärftes Bewegtsein.«
Moderation: Beate Tröger
Monika Rinck lebt in Berlin und Köln. Seit 1998 veröffentlicht sie Gedichte, Essays und Übersetzungen. Im Frühjahr 2019 erschien das Lesebuch "Champagner für die Pferde" im S. Fischer Verlag und der Lyrikband "Alle Türen" bei kookbooks. Sie betreibt online das "Begriffstudio" und ist neben anderen Auszeichnungen Trägerin des Ernst-Jandl-Preises, des Kleist-Preises und des Hölderlin-Preises der Stadt Bad Homburg. Seit April 2023 unterrichtet sie als Professorin für Literarisches Schreiben an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Im Januar 2025 hat sie den DAAD Chair of Contemporary Poetics an der NYU inne.
Beate Tröger, geboren 1973 in Selb, studierte Germanistik, Anglistik und Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft in Erlangen und Berlin. Sie ist freie Literaturkritikerin, Moderatorin und Jurorin.
Foto (c) Ute Rinck