Der amerikanische Weckruf
250 Jahre amerikanische Demokratie. Und Donald Trumps zweites Jahr zurück an der Macht: Ein historisches Jubiläum trifft auf eine historische Zäsur. Während die Vereinigten Staaten ein Vierteljahrtausend Verfassungsstaat feiern, setzt Präsident Trump seinen autoritären Umbau fort – mit einer Agenda, die tiefgreifender, strategischer und entschlossener ist als je zuvor.
Cathryn Clüver Ashbrook dokumentiert in „Der amerikanische Weckruf“ (Brandstätter), wie die amerikanische Demokratie gezielt ausgehöhlt wird: durch systematische Schwächung der Gewaltenteilung, ideologische Kontrolle von Bildung und Medien, juristische Umdeutung von Machtbefugnissen und gezielte Einschüchterung politischer Gegner. Was viele als Chaos oder Einzelfälle abtaten, war in Wahrheit Teil einer langfristigen Strategie. Der Politikwissenschaftler Marcel Lewandowsky spricht mit der Autorin darüber, wie dieselben Muster in Europa Einzug halten – auch in Deutschland. Die Illusion, dass liberale Demokratien automatisch stabil seien, hat uns blind gemacht für die Angriffspunkte von innen. Gerade dort, wo Institutionen schwach, Bildungssysteme ungeschützt und Öffentlichkeit fragmentiert ist, greifen autoritäre Strategien besonders leicht. Welche Lehren müssen wir aus dem amerikanischen Fall ziehen? Was muss auf politischer, juristischer und gesellschaftlicher Ebene geschehen, damit wir nicht in wenigen Jahren zurückblicken und gerade auch wegen der eigenen historischen Verantwortung sagen müssen: Auch wir hätten es wissen können. Das Podiumsgespräch zur Buchpremiere moderiert der renommierte Amerika-Experte Klaus Brinkbäumer.
Cathryn Clüver Ashbrook ist deutsch-amerikanische Politikwissenschaftlerin und eine der profiliertesten transatlantischen Stimmen der Gegenwart: vielfach im Fernsehen präsent (ARD, ZDF, CNN, BBC) und gefragte Kommentatorin in renommierten Medien wie Financial Times, New York Times und Washington Post. „Der amerikanische Weckruf“ ist ihr erstes Buch.
Marcel Lewandowsky, promovierter und habilitierter Politikwissenschaftler und Autor, forscht seit über 15 Jahren zu den Themen Populismus, Demokratie und Parteien. Er arbeitete unter anderem an der Bundeswehr-Universität Hamburg, der Universität Greifswald und der University of Florida und leitet heute den Bereich Regierungslehre und Policyforschung am Institut für Politikwissenschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Klaus Brinkbäumer verfolgte seit seinem Studium an der University of California das politische und kulturelle Leben in den USA. 2007 wurde sein Lebenstraum wahr und er ging als Korrespondent des SPIEGEL nach New York. Von 2015 bis 2018 war er Chefredakteur des SPIEGEL und Herausgeber von SPIEGEL ONLINE. 2018 verlegte Klaus Brinkbäumer seinen Lebensschwerpunkt erneut in die USA, von wo aus er nun als Journalist für ZEIT, Filmemacher und Buchautor tätig ist. 2019 wurde er in den Stiftungsrat des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels berufen.
Foto: Sebastian Pfütze