Donnerstag, 13.02.2025
um 19:30 Uhr




Lesung und Gespräch
Moderation: Adam Soboczynski

Offen sein und schreiben, mehr wollte Rilke nicht: ein bescheidener und zugleich anspruchsvoller Wunsch. Als Autor erfuhr er „das ganze Leben […], als ob es mit allen seinen Möglichkeiten mitten durch ihn durchginge“. Allerdings auch mit all seinen Widersprüchen: Rilke floh vor seinen Musen
und konnte ohne sie nicht sein, beklagte die Folgen des menschengemachten Fortschritts und begeisterte sich für die Technik, er schätzte das einfache Leben und hatte eine ausgeprägte Vorliebe für schöne Dinge und Wohnsitze. Er schuf mit den „Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“ einen der ersten modernen Romane und epochemachenden Gedichtzyklen, deren Ausdruckskraft bis heute nachwirkt. Sandra Richter, Literaturwissenschaftlerin und Direktorin des Deutschen Literaturarchivs Marbach, arbeitet mit neuen Quellen, die mit Ankauf des großen Rilke-Archivs 2022 nach Marbach gelangt sind. In ihrer Biographie erscheint der Autor in neuem Licht: Nicht der weltabgewandte Einsiedler, zu dem er sich gern stilisierte, sondern robust, durchsetzungsfähig, alert in Gesellschaft, heiter und selbstironisch und in Finanzdingen beschlagener, als man gemeinhin annimmt. Rilke lebte in schwierigen Zeiten, und er verarbeitete sie mit einer Wucht, die vielleicht nur im Angesicht existenzieller Bedrohung glaubhaft wirkt. Sandra Richter, geboren 1973, seit 2008 Professorin für Neuere deutsche Literatur in Stuttgart, ist seit 2019 Direktorin des Deutschen Literaturarchivs Marbach, das 2025/26 eine Ausstellung über Rilke und sein Werk plant.

Eventdaten bereitgestellt von: Reservix

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