Das Quatuor Diotima kehrt nach Kassel zurück! Nachdem das französische Streichquartett zuletzt 2019 mit virtuosen Höchstleistungen begeisterte, spielt es nun im Hallenbad Ost drei Werke, die Fragen aufwerfen. Obwohl erst mit 38 Jahren komponiert, gehört Anton Bruckners Streichquartett zu seinen ersten Kammermusikwerken überhaupt. Er schrieb es als Studienarbeit, quasi jugendfrisch. Vielleicht lässt es mit seinen gewaltigen inneren Spannungsbögen bereits den Bruckner-Ton erahnen, den wir heute aus seinen Symphonien kennen?

Im gleichen Alter ist heute die schwedische Komponistin Lisa Streich. Ihr Quartett Sternenstill schrieb sie während der Pandemie, als sie – wie viele von uns – plötzlich Zeit hatte. Zeit, innezuhalten und wahrzunehmen, was um sie herum geschieht. Und Fragen zu stellen, zum Beispiel, warum Schmetterlinge ihre Flügel plötzlich sehr langsam bewegen, wenn sie sich hinsetzen? Eine Choreographie dieser Wahrnehmungen setzte sie eigens für das Quatuor Diotima in Klänge.

Als »latente Oper« bezeichnete Theodor W. Adorno Alban Bergs Lyrische Suite, evoziert durch die Intensität der Emotionen und die Geschichte dahinter: Wie hören wir Bergs Musik, wenn wir darin eine geheime Liebesbotschaft vermuten? Denn die Suite soll Ausdruck einer tiefen, unerfüllten Liebe Bergs zu Franz Werfels Schwester Hanna Fuchs sein, verborgen unter dem Deckmantel der Zwölftonmusik, in die Berg seine und ihre Initialen A-B-H-F gemischt hat …

Programm:
Anton Bruckner (1824–1896): Streichquartett c-Moll WAB 111
Lisa Streich (*1985): Sternenstill für Streichquartett
Alban Berg (1885–1935): Lyrische Suite

Eventdaten bereitgestellt von: Reservix