Andi Europäer von Philipp Löhle
Das Auswärtige Amt soll 2015 den Auftrag erteilt haben, Informationsveranstaltungen in ganz Afrika durchzuführen, um Afrikaner davon abzuhalten, die Flucht nach Europa anzutreten. Das Konzept war, uns Europäer so darzustellen, dass den ein besseres Leben suchenden Menschen, die Lust an der Emigration vergeht. Diese Idee greift Philipp Löhle für seine groteske Satire auf.
Wie einst die „Völkerschau“ zur anthropologischen Zurschaustellung der kolonial unterworfenen Völker diente, und ganze Gruppen in Zoos, im Zirkus oder auf dem Jahrmarkt im wahrsten Sinne des Wortes vorgeführt und begafft wurden, soll hier nicht mehr der Afrikaner gezeigt werden, sondern der Deutsche.
Zur Schau stellen sich Andi Europäer und sein kleines, gut gemischtes Team aus unverwechselbaren Prototypen des Deutschseins. Dass sich zusätzlich auf der anstrengenden Tournee durch Afrika unter den Protagonisten diverse Konflikte aufgestaut haben, Konflikte zwischen Ost und West, Männern und Frauen, macht die Lehrstunde über Deutschland für die „Beworbenen“ im Publikum zu einer höchst erhellenden und komödiantischen Show. Eine ebenso amüsante wie abgründige Analyse eines Landes zwischen Zukunftsangst, innerer Zerrissenheit und postkolonialem Größenwahn.