Im Spiel der Zeit mussten sich Frauen viel zu lange mit Nebenrollen zufriedengeben, und das nicht allein im Öffentlichen und Politischen, sondern auch im Privaten und Künstlerischen. Doch trotz der vielen Verbote und Hindernisse sowie der äußerst geringen Erfolgsaussichten haben es zu allen Zeiten hochbegabte Frauen erreicht, sich als Interpretinnen, Musikpädagoginnen oder Komponistinnen in der Welt der Männer zu behaupten. Im 17. und 18. Jahrhundert war es Frauen in manchen italienischen Städten sogar untersagt, Opern- und Konzertaufführungen auch nur beizuwohnen, geschweige denn als Künstlerinnen selbst aktiv zu sein. Kein Wunder also, dass es talentierte italienische Musikerinnen wie Maria Margherita Grimani (1680–1720) oder Camilla de Rossi (1670–1710) von Italien nach Wien zog, denn in der Habsburgermetropole hielt man es mit Verboten oftmals nicht so streng, wenn es dem Talent galt. Zwischen 1660 und 1740 wurden in den Klöstern Wiens etwa 350 Oratorien uraufgeführt. Unter den vielen Komponist*innen befinden sich auch mehrere Frauen. Das Ensemble Il Gusto Barocco hat in der Österreichischen Nationalbibliothek nach erhaltenen Manuskripten gesucht und dabei herausragende Werke entdeckt, die seit ihrer Uraufführung in den frühen 1700er-Jahren nicht mehr erklungen sind. Gemeinsam mit der französischen Sopranistin Suzanne Jerosme, die 2020 als Giuditta in Carlo il Calvo bei Bayreuth Baroque debütierte, lassen sie diese fantastische, bisher unbekannte Musik wieder zum Leben erwecken, ergänzt u.a. durch Arien des Zeitgenossen Alessandro Scarlatti, der die Form des Oratoriums sowohl in Rom als auch in Wien etablierte.
Mit Werken von Maria Margherita Grimani, Camilla de Rossi, Alessandro Scarlatti, Georg Friedrich Händel und Gabriele Geminiani
Suzanne Jerosme Sopran
Jörg Halubek Musikalische Leitung, Cembalo und Orgel
Il Gusto Barocco