Die Strafrechtsanwältin Tessa ist sehr erfolgreich. Sie kennt alle Finten, um Freisprüche zu erreichen, auch wenn die Beweislage zunächst aussichtslos wirkt. Ihre Spezialität sind schwierige Fälle etwa bei sexuellen Straftaten, indem sie akribisch Fehler der Anklage aufdeckt. Das Gesetzsystem ist ein hohes Gut, vor Gericht geht es keineswegs um Gefühle und Moral und solange keine Schuld nachzuweisen ist, gilt die Unschuldsvermutung.

Um das Rechtssystem so zu beherrschen, musste sich Tessa ganz besonders anstrengen und die Vorurteile ihrer Familie überwinden. Umso perfekter agiert sie nun darin. Doch dann wird ihr Kollege Julian nach einer durchfeierten Nacht ihr gegenüber übergriffig. Auf einmal steht Tessa auf der anderen Seite, verteidigt nicht den Sexualstraftäter, sondern klagt ihn an und muss selbst die Beweise und Argumente erbringen, die sie sonst widerlegt hat. Der Situation vor Gericht, die sie immer so gut im Griff hat, fühlt sie sich komplett ausgeliefert. Ihre Sicherheit wie auch ihr Selbstbewusstsein hat sie verloren und so tappt sie in eben jene Fallen, die sie sonst den anderen stellt.

Suzie Millers preisgekröntes Stück fragt: Wie kann man Tätern die Tat nachweisen und dabei Rechtsstaatlichkeit mit der Fürsorge für das Opfer in Einklang bringen?

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