Tianzhuo Chen & Siko Setyanto - "Ocean Cage"
Der Ruf „Baleo! Baleo!” erklingt an der Küste des indonesischen Dorfes Lamalera, sobald die Fischer*innen einen Wal gesichtet haben. Der seit Jahrhunderten bestehende Ausruf bedeutet für die Dorfbewohner*innen, dass die Ahn*innen sich mit dem Erscheinen des Wals zeigen und ihren Segen über das Dorf legen. Der Ozean hat sich geöffnet und bietet seine Gaben an. Es ist ein Ruf, der das Schicksal herausfordert und seit Jahrhunderten besteht.
Die Solo-Performance Ocean Cage ist in der komplexen und gefühlvollen Erzählung des indonesischen Dorfes Lamalera verankert und umfasst die Verstrickung zwischen dem Wal, den Fischer*innen und den Ahnen. In der Begegnung mit dem Pottwal manifestieren sich die Zusammenhänge eines komplexen Ökosystems und die Basis eines solidarischen Miteinanders. Die Zusammenkunft ist gleichzeitig spirituelle Quelle und Verbindung zu den Ahnen, verwoben wie die Glieder einer Kette, deren Anfang und Ende nicht mehr zu bestimmen sind. Die Besucher*innen sind eingeladen, in den zarten, stillen, geplagten ideologischen Graben einzutauchen, zu atmen und sich in den porösen und undichten Körpern aus Wasser, Säugetieren, Fischer*innen, Balladen, Brisen und Geistern aufzulösen, um über die wechselseitigen Beziehungen zwischen den Arten nachzudenken und darüber, wie wir die mehr-als-menschliche Gerechtigkeit (neu) verstehen können. In der von Tianzhuo Chen geschaffenen immersiven Umgebung kombiniert Ocean Cage Elemente von Installation, Film und Tanz, um den Raum für die Performance zu schaffen, in der Siko Setyanto in wechselnden Charakteren zum zentralen Protagonisten wird. Gemeinsam mit den indonesischen Musikern Kadapat und Nova Ruth entsteht ein visueller, tänzerischer und musikalischer Strudel, in dem Tradition und Ökologie, Spiritualität und Technologie, Fortschrittsglaube und Interspezies-Symbiose durcheinandergewirbelt werden.