Verklärungsbedarf
Lieder vom Schwarzmalen & Schönfärben
Lennart Schilgen sieht Verklärungsbedarf. In seinem zweiten Programm dichtet und singt er gegen
eine unzureichende Wirklichkeit an. Und entlarvt zwischen den Zeilen, wo die Welt und er selbst
sich überall in die Tasche lügen. Möglich, dass ein paar unbequeme Wahrheiten auftauchen. Aber
keine Angst: Selten war das Verlassen der gedanklichen Komfortzone so komfortabel! Es gibt
Partylieder für Leute, die nicht gerne auf Partys gehen. Trennungslieder für Leute, die sich nicht
gerne trennen. Und Publikumsbeteilung für Leute, die sich nicht gerne an Dingen beteiligen.
Mit „Funken schlagender Sprachkunst“ (AZ) und hintergründiger, leichtfüßiger Komik erzählt er
dabei vor allem von Dingen, an denen er scheitert: Entscheidungen treffen. Mädchen am
Lagerfeuer beindrucken. Den Kapitalismus abschaffen. Dafür gelingt es ihm, dem Konzept „Typ mit
Gitarre und Klavier“ nochmal ungehörte Facetten abzutrotzen. Musikalisch versiert spielt er mit
Genre-Traditionen und springt lässig zwischen Stilen und Stimmungen: vom beatlesquen Pop zur
stramm marschierenden Protesthymne, von der komisch-gruseligen Stalker-Ballade zur „Reinhard
Mey-Parodie zum Niederknien“ (Mannheimer Morgen).
Inzwischen hat ihm das schon etliche Kleinkunstpreise eingebracht, wie den Jurypreis des Prix
Pantheon 2019, den Stuttgarter Besen 2018 und zuletzt die Tuttlinger Krähe 2020. Natürlich weiß
er, dass solche Preise nichts über die Qualität aussagen müssen. Aber wenn er sie selbst gewinnt,
kann er da erstaunlich gut drüber hinwegsehen.

Eventdaten bereitgestellt von: Reservix

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