Doktor Faust - Lindauer Marionettenoper
Für eine Marionettenbühne ist es aus dramaturgischen Gründen unmöglich, Goethes Faust wertgerecht zu übernehmen. Versuche, die Dichtung durch Auszüge oder Kürzungen für die Puppenbühne anzupassen, wären nicht nur ein kaum zu bewältigendes Experiment, sondern auch eine Pietätlosigkeit gegenüber der großen Dichtung. Es musste versucht werden, für die Marionetten eine kurzgefasste Neugestaltung zu erlangen. Die Textbearbeitung erfolge 1980 von Toni Gruber, der schon in der Vergangenheit für die Tölzer Marionetten als Autor tätig war. So wurde stilistisch die Sprache des freien Knittelverses gewählt. Das hatte ausschließlich ökonomische und akzentuierende Gründe und sollte keineswegs eine Nachäffung des Goethe-Stils sein.
Die hier verwendete Tonaufnahme ist ebenfalls von 1980 und mit dem damaligen Sprecherensemble des Tölzer Marionettentheaters ein unwiederbringliches Tondokument. Oskar Paul, der Figuren und Bühnenbild in unverkennbarer Weise entworfen und gebaut hat, ist in dieser Aufnahme als Saturnbewohner zu hören. Im Zuge der Digitalisierung und Restaurierung des originalen Magnetbandes wurden kleine Details optimiert und ein neues Lied für Gretchen ausgewählt.