Sonntag, 30.06.2024
um 20:00 Uhr

Sommertheater am Kuhstall
Rengoldshauser Straße 29
88662 Überlingen





Kölner Stadt-Anzeiger:

Eindrucksvoll setzte Herbert Bruns den Prozeß vom Affendasein zur "Menschwerdung" in Szene...
Regisseur Robert Schmidt gelang eine packende Inszenierung.

... zum Zeitpunkt des Berichts, zwar mit der "Durchschnittbildung eines Europäers" versehen, besitzt er dennoch latentes Affentum. Und das durchblicken zu lassen, erfodert genaue und sensible Dosierung. Dort, wo animalische Temperamentsausbrüche die Sozialisationsversuche durchbrechen, blitzt für Momente die nackte Verzweiflung auf. Zivilisation wird zum Synonym für Vernichtung. Trauer und Komik liegen daher nah beieinander und verleihen der Aufführung jenen Schuß Ironie, den Kafka selbst in seine düsteren Prosastücke einfließen ließ.

Text: Bettina Jochheim

Eventdaten bereitgestellt von: Reservix

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Ein Bericht für eine Akademie - von Franz Kafka
gespielt & vorgetragen von Hans Schwab

Im zweiten Teil: ERINNERN AN KAFKA mit Ronka Nickel & Hans Schwab

In Franz Kafkas Erzählung, geschrieben 1917, erzählt ein Affe, der an der afrikanischen Goldküste angeschossen und eingefangen wurde, wie er in fünf Jahren das Affentum abwarf und die gesamte Menschheitsentwicklung durchgaloppierte. Um zu überleben, lässt sich der Affe das Menschsein andressieren. Immer mehr entfremdet sich der Affe von seinem äffischen Wesen. Wohl ist er sich der Einmaligkeit seines Lernerfolges bewusst, zweifelt aber an dessen Wert, am Wert des Menschseins überhaupt.

Der Schauspieler Hans Schwab spielt diesen Affen, facettenreich, wandlungsfähig, nicht Darsteller, sondern gelebte Rolle, der in einem mühsamen Lernprozess Schritt für Schritt und mit Hilfe menschlicher Lehrer sein äffisches Wesen aufgibt, heute auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn steht und sich in die Menschenwelt eingefunden hat.


Der Prager Schriftsteller Franz Kafka, geboren 1884 und der 1924 im Alter von nur vierzig Jahren starb, schrieb 1917 u.a. die Erzählung „Ein Bericht für eine Akademie“. Ein Affe, der an der afrikanischen Goldküste angeschossen und eingefangen wird, erzählt vor einem erlauchten Publikum von seiner Gefangenschaft, von seinem Überleben, seinem Lernprozess zu leben unter Menschen. Wie er sich immer mehr entfremdet von seinem äffischen Wesen. Wohl ist er sich der Einmaligkeit seines Lernerfolges bewusst, zweifelt aber an dessen Wert, am Wert des Menschseins überhaupt. Kafkas Erzählung wurde 1962 zum ersten Mal auf einer Bühne aufgeführt und ist und bleibt ein Bravourstück für einen Schauspieler. Seit 1987 spielt der Schauspieler Hans diesen Affen, facetenreich, wandlungsfähig, nicht Darsteller, sondern gelebte Rolle. Ein Seh- und Hör Theatererlebnis.

Nach der Pause, im zweiten Teil des Abends folgt: „Erinnern an Kafka“.  Denn einerseits gilt Kafka als besonders schwieriger, nicht selten in Rätseln sprechender Autor, andrerseits gibt es keinen weiteren Autor des 20. Jahrhundert, der derart viele Kunstschaffende beeinflusst hat, darunter Maler, Filmregisseure, Komponisten, Schauspieler und Theatermacher. Die Regisseurin Ronka Nickel und Hans Schwab lesen und erzählen aus dem Leben von Franz Kafka und versuchen mit Texten und mit authentischen, projizierten  Fotos aus der Zeit,  eine weitere Annäherung an Franz Kafka. An einen der größten Autoren des 20. Jahrhunderts.

Einlass: 19:30 Uhr