Der Berliner Oratorien-Chor widmet sich seit bald 120 Jahren neben bekannten auch eher selten aufgeführten Werken der Chorsinfonik verschiedener Epochen und bringt auf diese Weise immer wieder interessante Fundstücke zu Gehör. Auch das diesjährige Weihnachtskonzert am 3. Advent hält musikalische Überraschungen bereit und stellt mit Grauns Weihnachtsoratorium, Charpentiers „Te Deum“ und der rekonstruierten Fassung einer Bach-Kantate auf dreifache Weise den preußischen Hof Friedrich des Großen in den Fokus.
Mitwirkende sind der Berliner Oratorien-Chor und Concerto
Brandenburg unter der Leitung von Thomas Hennig, die
Solisten Michelle Buck (Sopran), Saskia Klump (Alt), Vernon Kirk (Tenor) und Dennis Chmelensky (Bass) sowie der Chor Young Voices des
Max Delbrück Gymnasiums unter der Leitung von Franziska Günther. Das Konzert
wird ermöglicht durch die freundliche Unterstützung der Senatsverwaltung für
Kultur und gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Sonntag, 17. Dezember 2023 (3. Advent) um 15 Uhr im großen Saal der Philharmonie Berlin. Tickets ab 15 Euro (ggf. zzgl. weiterer Kosten) sind erhältlich über Ticketmaster, CTS Eventim und an allen von CTS/TM bedienten Vorverkaufsstellen. Schüler und Studenten zahlen gegen Nachweis 10 Euro an der Abendkasse.
Der Hofkapellmeister Friedrichs des Großen Carl Heinrich Graun (1704 – 1759) komponierte im 18. Jahrhundert ein eindrucksvolles Weihnachtsoratorium. Die Partitur seines „Oratorio in Festum Nativitatis Christi“ galt lange als verschollen; erst 1998 wurde sie nach einer zwischenzeitlich vergessenen Quelle editiert. Heute wird das Oratorium gelegentlich, aber zu selten gespielt. Dabei ist in Berlin die Aufrechterhaltung der Werke von Carl Heinrich Graun schon aus guter Tradition eine Verpflichtung, zumal die Rezeption auf sehr wenige Repertoirestücke begrenzt ist.
Große Vorbilder der in Preußen gepflegten Musik gingen auf französische Komponisten zurück. Dies lässt sich rein historisch gut erklären. So war das „Te Deum“ in D-Dur von Marc-Antoine Charpentier (1643 – 1704) ein zu damaliger Zeit oft gespieltes Werk. Gegenwärtig ist es leider allein aufgrund des Hauptthemas des Präludiums bekannt. Dabei beinhaltet das „Te Deum“ viele Themen, die für nachfolgende Komponisten inspirierend waren und einen bestimmten Stil herausbildeten, der sich als Trend im barocken Zeitalter Europas durchsetzen konnte.
Als drittes Werk kommt die kürzlich rekonstruierte Kantate „Ehre sei Gott in der Höhe“ BWV 197a zur Aufführung, die Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) im Jahr 1728 für den ersten Weihnachtsfeiertag komponierte. Auch hier galt der erste Teil der Kantate lange als verschollen; der Eingangschor konnte 2022 aus verschiedenen nun zugänglichen Quellen durch den Carus Verlag rekonstruiert werden.
Der Berliner Oratorien-Chor – einer der ältesten Laienchöre der Stadt
1904 als „Berliner Volks-Chor“ gegründet, hat der Berliner Oratorien-Chor einen festen Platz im Konzertleben der Hauptstadt. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, sowohl beliebte als auch noch weniger bekannte Werke der Chorsinfonik aufzuführen. So finden regelmäßige, selbstorganisierte Auftritte in der Berliner Philharmonie und im Konzerthaus Berlin statt - neben zahlreichen Kooperationen und Gastauftritten. Zwischen 1958 und 2008 etablierte sich der Chor unter der Leitung von Gert Sell im Berliner Musikleben und wurde im Jahr 2004 mit der Zelter-Plakette für die Pflege der Chormusik gewürdigt. 2008 übernahm Thomas Hennig die künstlerische Leitung. Mit innovativ gestalteten Programmen und hohem künstlerischen Anspruch bleibt der Chor eine wegweisende Institution. Der Chor besteht aktuell aus etwa 80 aktiven Mitgliedern verschiedenster Hintergründe und Generationen.