„Es kommt oft sonderbar im Leben“ nennen sich die Verse eines Unverbesserlichen von Robert T. Odeman, die Martin Rassau von der Comödie Fürth zum Leben erweckt.
Odemans brillant pointierten Frechheiten, seine bewundernswerte Phantasie sind stets zu den amüsantesten Bocksprüngen bereit. Zarte Perfidien, liebenswürdige Schocks, frech pointierte Alltagsstorries, auch lässt er gerne Tiere oder leblose Gegenstände sprechen und gewinnt damit immer jene skurril-amüsante Perspektive, von der aus Allzumenschliches sich ohne Bösartigkeit, aber mit lächelnder Ironie beleuchten lässt.
Amüsante Reime
Da gibt es sprechende Tiere und Gegenstände, wie etwa die Dramatik einer als Nachttopf zweckentfremdeten Blumenvase, und dabei ist alles mit schelmischer Ironie beleuchtet. Genauso die Reime über eine arme Kirchenmaus, die plötzlich eine Likörpraline findet, sich damit besäuft, zum Kantor auf die Orgel springt und auf der Tastatur die tollsten Kapriolen vollführt. Oder die Geschichte von jenem Schwan, der sich in seiner Abwesenheit von einem Ganter vertreten lassen will, der darauf besteht, auch bei der Schwanendame die erste Geige zu spielen. Jede Geschichte hatte eine Pointe. Dazu kommt das schauspielerische Talent des Interpreten, der sich sowohl als Tierstimmenimitator als auch als Affendouble betätigte.
Dank Stimmkunst, Gestik und Interpretation erscheint das Wort „Lesung“ deutlich untertrieben. Denn der Komödianten Martin Rassau haucht den Versen und Texten vom fast vergessenen Robert T. Odeman pures Leben ein. Mit sichtlichem Vergnügen kostet er die Reime die für die Zuschauer. Doch dabei liest er nicht nur vor, nein, er kommentiert gleichzeitig, findet hintersinnige oder auch mal unsinnige Überleitungen und plaudert so ganz nonchalant mit seinem Publikum.
Schwabacher Tagblatt
„Der fränkische Spitzeninterpret Martin Rassau hat sich in einer Matinee im Kammersteiner Krug seiner angenommen und bei freiem Eintritt seinen Zuhörern einen sehr vergnüglichen Sonntagvormittag geboten. Man kam aus dem Lachen nicht heraus, zumal Rassau nicht nur vorlas, sondern mit seinen schauspielerischen Talenten wahrhaftig wucherte, die Pointen auslotete, bis in die letzten Winkel ausspielte und darüber hinaus auch noch Odemannverse stellenweise auswendig vortrug und ihnen so zu einer ungeahnten Wirkung verhalf!“
Robert T. Odeman (1904 – 1985) war Wahlberliner, Kabarettist und literarischer Karikaturist. Friedrich Luft von der Berliner Morgenpost nannte ihn einen der letzten Berliner Bohemiens, ein Großstadt-Poet der sogenannten „kleinen Form“. Er machte sich einen kleinen Namen als pfiffig melancholischer Gebrauchspoet für kluge kleine Leute. Er verstand es vorzüglich, die Menschen zum Lachen und Nachdenken zugleich zu bringen. Er steht damit wohl in einer Reihe mit Kästner, Tucholsky, Ringelnatz und Morgenstern. Eben ein Meiser des hintergründigen Humors und feinsinnigen Witz.
Einlass 18:00 Uhr
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