SLUT aus ingolstadt

Musik: Alternative


Anschrift

85049 ingolstadt



Dass die Wege von Slut unorthodox sind, ist bekannt.
Nun ist klar, dass ihr Ausflug ins Theaterfach nicht
nur ein Ende, sondern auch ein Anfang war.
Nach einer Version von Brechts „Dreigroschenoper“,
die den internationalen Feuilleton erheblich
beeindruckt zeigte, und vier Jahre nach „All We
Need Is Silence“ meldet sich das Verweigererkollektiv
jetzt nämlich mit Pauken, Trompeten und Donnerhall
zurück.
Mit einem Album, dessen Titel jeder verstehen darf,
wie er gerne möchte. Mit einem Album, das jedoch
unmissverständlich artikuliert, warum Slut seit jeher
eine Sonderrolle einnimmt.
Die Zeit von Purismus und Reduktion ist jedenfalls
vorbei. Slut haben einen neuen Spielplatz gefunden
- eine Arena, deren Ausmaße offenbar gigantisch
sind. Wo zuletzt spartanisch instrumentiert wurde,
schöpft man diesmal (mit Chören, Akkordeon,
Streichern, singenden Sägen, Klavier, Bläsern und
den obligat apokalyptischen Gitarrenwänden) aus
einem Fundus, der nicht vielen Bands zur Verfügung
zu stehen scheint. Weder hier, noch anderswo.
Für „Still No1“ hätte es zu keinem Zeitpunkt ein
Konzept gegeben. Das sechste Studioalbum hätte
sich seinen Weg gebahnt, ohne Fragen zu stellen
und stattdessen Forderungen gestellt: Kreuzberg
statt Weilheim, Wurf statt Plan und eine neue Hand
an den Reglern – die Wahl fiel, nachdem man in
wenigen Wochen mehrere Produzenten verschlissen
hatte, auf Oliver Zülch (The Notwist, Die Ärzte),
dessen Philosophie mit der Bandprämisse identisch
ist: Spielen statt Reden.
Das Resultat ist ein ungepflegtes, eigensinniges und
surreal mächtiges Stück Musik, das im Nachhinein
zu erklären der Band nicht leicht fällt. Ein Versuch:
„Beim letzten Studioalbum an einem Punkt
angelangt, der hörbar finale Züge trug, musste die
Band zurechtkommen mit einem Zustand, den Leere
zu nennen keine Übertreibung darstellt. Dass wir
jetzt wieder eine Platte veröffentlichen, hat zweierlei
Gründe.
Erster Grund: Als wir mit der „Dreigroschenoper“
fertig waren, hatten wir eine neue Welt betreten,
einen juristischen Krieg mit den Erben Weills verloren
und ein Album, auf das wir stolz waren. Und wir
wussten, dass wir eine vierjährige Vorbereitung
durchlaufen hatten. Auf das, was in diesem Sommer
zu „Still No1“ wurde.
Zweiter Grund: Ein Vakuum entwickelt Unterdruck
und beginnt aufzusaugen, was immer ihm am
Wegrand begegnet. Das unsrige war randvoll, als wir
vier Jahre nach „All We Need Is Silence“ nach
Kreuzberg kamen – es war alles schon da und hatte
im Laufe der Zeit Gärprozesse durchlaufen. Wir
mussten das Fass nur noch aufmachen. Was sich
dann in die Bandmaschine ergoss, sprach für sich
und entzog sich irgendwann unserer Kontrolle.
Mitspielen durften wir schon, aber nach Regeln, die
das ungetaufte Album längst vorgegeben hatte.
Vierzehn Lieder sind es geworden, elf passen auf
StillNo1, der Rest später. Aufbruchstimmung. Wir
werden sehen.“


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