In ihrer musikalischen Lesung liest die Nürnberger Schauspielerin Patricia Litten aus dem Buch ihrer Großmutter Irmgard Litten „Eine Mutter kämpft gegen Hitler“ und wird dabei von der Cellistin Birgit Saemann unterstützt.
Im Buch wird die eigene Familiengeschichte verarbeitet. Es geht um ihren Sohn, Hans Litten, ein junger, engagierter Rechtsanwalt, der mutig für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit kämpfte und es 1931 wagte, Hitler in Berlin in den Zeugenstand zu holen. Mit seinen Fragen brachte er Hitler immer weiter in Bedrängnis und zwang ihn letztendlich dazu, unter Eid auszusagen. Diese Blamage hatte Hitler ihm nie verziehen. In der Nacht des Reichstagsbrandes 1933 wurde er als einer der Ersten vom Nazi-Regime verhaftet. Es folgte ein fünfjähriges Martyrium in verschiedenen Gefängnissen, Konzentrationslagern und Zwangsarbeiterlagern. Seine Mutter Irmgard Litten hatte verzweifelt versucht, die Freilassung ihres Sohnes zu bewirken. Seit dem Tag der Verhaftung ihres Sohnes unternahm sie alles Menschenmögliche, um die die Freilassung ihres Sohnes zu bewirken oder zumindest seine Haftbedingungen zu verbessern. Ihre Hartnäckigkeit führte sie sogar bis in die Spitzen des NS Regimes. Doch Ihre Mühen blieben vergebens. Am 5. Februar 1938 nahm sich Hans Litten im Konzentrationslager Dachau das Leben.
Die multimediale, musikalische Lesung, ist nicht nur relevant, da sie den Nationalsozialismus thematisiert. Leider ist Hans Littens Geschichte auch heute noch von einer traurigen Aktualität. Überall auf der Welt werden Anwältinnen und Anwälte, die sich für Menschenrechte oder gegen deren Verstöße einsetzen, verfolgt, weggesperrt oder umgebracht! Nichts fürchten Autokraten so sehr, wie Rechtsstaatlichkeit!
Heute ist Hans Litten - nicht zuletzt durch die TV-Serie „Babylon Berlin“ - weit über Deutschland hinaus als politischer Anwalt bekannt, der sich kompromisslos und mutig für seine Mandanten eingesetzt hat.
Patricia Litten, die Nichte von Hans Litten, ist eine renommierte Schauspielerin. Vor kurzem erst konnte man sie im Tatort "Blinder Fleck" sehen. Sie besuchte die Schauspielschulen in Zürich und München. Es folgten verschiedene Engagements unter anderem am Schauspiel Frankfurt, am Schiller Theater Berlin und am Staatstheater Nürnberg. Diverse Gastspiele hatte sie in Erlangen, Fürth, Ingolstadt, Zürich, Mülheim an der Ruhr und an der Oper in Nürnberg. In ihrer langjährigen Karriere als Schauspielerin bekam sie zahlreiche Preise und Auszeichnungen: Nennung zur Schauspielerin des Jahres in »Theater heute« 1985, Preise bei den Bayerischen Theatertagen 2002, AZ Sterne des Jahres 1986/1996 und den Publikumspreis der Solothurner Filmtage für den Kinofilm »Sommervögel«, der auch zum 63. Filmfestival Locarno eingeladen wurde. 2013 spielte sie die Hauptrolle in dem Stück „Seulʼs avec lʼhiver“ von Céline Delbecq im Rahmen des RRRR-Festivals in Brüssel.
Einlass: 18:30 Uhr