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Welche Wirkmacht hat das Wort? Für den Halleschen Pietismus war das Wort von zentraler Bedeutung. In der Eingangsetage des Historischen Waisenhauses zeigen wir Ihnen, wie das Wort August Hermann Franckes Reformbewegung um die Welt tragen konnte.
Francke entwickelte mit dem Halleschen Pietismus zentrale reformatorische Ziele Martin Luthers weiter. Sein Ansatz war dabei so klar wie revolutionär: Jeder Mensch sollte durch die eigene Bibellektüre zu Gott finden. Dafür mussten aber auch alle – Jungen wie Mädchen – lesen lernen, jeder sollte sich eine eigene Bibel leisten können und diese sollte auch in der eigenen Muttersprache gedruckt sein. Francke etablierte deshalb Schulen für alle Stände, druckte Millionen deutschsprachiger Volksbibeln und spann ein internationales Netzwerk, durch das die Bibel in viele andere Sprachen übersetzt wurde. Seine Bildungsoffensive erlaubte es einer breiten Bevölkerung, mit dem Wort umzugehen. In den evangelischen Pfarrhäusern des 18. Jahrhunderts wurden die Autoren der Romantik und Aufklärung groß. Im Pietismus verbreitete sich eine Kultur der Selbstreflexion, die sich in Tagebüchern und Selbstzeugnissen niederschlug und uns heute erstaunliche Einblicke in das Seelenleben der Menschen dieser Zeit gewährt. Symbolhaft zeigt sich die Kraft des Wortes auch in der aufwändig restaurierten Kanzel aus der Kirche St. Ulrich in Halle, von der Francke ab 1715 predigte und die Sie in der Ausstellung bewundern können.
10.00-17.00 Uhr
Willkommen im Wissenskosmos des Barock: Wer auf knarrenden Dielen die stille Erhabenheit unseres historischen Bibliothekssaals betritt, ist sofort umfangen vom Weltwissen der Frühen Neuzeit. Wie Kulissen in einem barocken Theater ragen die originalen Bücherregale in den Raum hinein und beherbergen rund 50.000 Bücher aus allen Wissensgebieten. Hinter unscheinbaren Buchrücken verbergen sich erstaunliche Schätze wie die erste deutsche Bibel, die in Amerika gedruckt wurde.
Ende des 17. Jahrhunderts wurde die Bibliothek des Waisenhauses als eine der ersten öffentlichen Bibliotheken in Deutschland gegründet. Vor allem durch Schenkungen, Büchertausch und eigene Verlagserzeugnisse wuchs die Bibliothek so rasch an, dass sie wenige Jahre später vergleichbar war mit bedeutenden deutschen Universitätsbibliotheken. 1728 erhielt sie ein eigenes Gebäude, das als ältester erhaltener profaner Bibliothekszweckbau Deutschlands gilt. Nicht erst seit jüngster Zeit wird die Bibliothek von Gästen und Forschern aus aller Welt aufgesucht: Bereits Albrecht von Haller, Johann Joachim Winckelmann und Johann Wolfgang von Goethe bewunderten ihre bibliophilen Kostbarkeiten. Eine Auswahl stellen wir für Sie in wechselnden Kabinettausstellungen im ehemaligen Lesezimmer der Bibliothek zusammen.
10-17 Uhr