Herr Puntila und sein Knecht Matti - Volksstück von Bertolt Brecht
16.04.2026
/ 20:00 Uhr
Oben oder unten: das ist eine Frage des Standpunktes.
Für den Stückeschreiber Bertolt Brecht (1898-1956)
nicht zuletzt eine Frage des Klassenstandpunktes. In seinem
Volksstück HERR PUNTILA UND SEIN KNECHT
MATTI bringt er die Herrschaftsverhältnisse eher mutwillig
in Schieflage. Als dramaturgischer Treibstoff dient
ihm hierzu der Alkohol, den er seinem Helden in einer
das Bewusstsein schädigenden Konzentration verabreicht.
Dieser Puntila braucht von allem viel: neben viel
Flüssigem auch viele Kühe, viele Bräute, viele Arbeiter,
viele Ländereien. Und alle müssen ihm zu Diensten sein.
Den Chauffeur Matti schikaniert er nach allen Regeln der
Kunst. Seine Tochter Eva verkuppelt er mit einem einflussreichen
Diplomaten – um die „befrackte Heuschrecke“ in
letzter Minute punschbeseelt vor die Tür zu setzen. Gewerkschaften
sind ihm ein rotes Tuch, lieber holt er sich
Zeitarbeiter ins Haus. Und das Recht versteht er so zu beugen,
dass es ihm nicht in die Quere kommt. Es ist noch
kein Wort gesprochen in diesem Schauspiel, da liegt der
Richter schon betrunken unterm Tisch. Mit seinem Personal
trinkt sich Puntila in eine immer neue Mitmenschlichkeit
hinein. Hoffend, dass am Ende keine Kluft mehr sei
zwischen schwarz und rot, arm und reich, groß und klein.
Doch verfliegt der Rausch der Gleichheit so schnell wie er
sich herstellen ließ. Die kapitalistische Logik tritt am Morgen
danach umso machtvoller zutage. Die Freundschaft
zwischen Herr und Knecht, so zeigt das 1940 im Exil entstandene
Stück, ist nur im Zustand künstlicher Bewusstseinstrübung
möglich.