"Die Nachrichten von Leuten, die mal Freunde waren, kommen zu spät. Die Freunde sind zu Kollegen und die Kollegen zu Bekanntschaften geworden. Man grüßt sich vielleicht noch, wenn man ineinanderrennt, aber zum Stehenbleiben fehlt die Zeit, nein klar, kein Problem, eh viel los gerade."
Vito ist Schauspieler, Vito ist Anfang 30, Vito ist ziemlich erfolglos. Und er ist einsam. Jetzt noch mehr, denn er wurde von seiner Freundin verlassen. Er ist, so sagt er selbst, der traurigste Clown vom Kotti, nur ohne Publikum, das applaudiert. Wärme? Findet er in der Eckkneipe von Claudi beim nächsten Bier oder beim übernächsten, ein Kater ist sein ständiger Begleiter – neben dieser Sehnsucht nach Frankreich, hinter der vielleicht etwas ganz anderes steckt als Fernweh.
Das "Was" in Anton Weils Debüt "Super einsam" ist rasch erzählt, aber hier kommt ein Erstling um die Ecke, bei dem das "Wie" des Erzählens mindestens ebenso entscheidend ist: "Super einsam" ist der Gedankenstrom eines Dauerverkaterten, hinreißend skurril, schnell geschnitten, absurd – und spätestens dann auch schrecklich berührend, wenn wir erfahren, wo die Quelle für seine Einsamkeit tatsächlich liegt, irgendwo am Atlantik nämlich, irgendwo in Vitos Vergangenheit.
Anton Weil, geboren 1989 in Berlin, ist Schauspieler, Sprecher und Musiker. Er studierte Schauspiel an der Universität der Künste und arbeitet regelmäßig als Gast an Theatern. Er entwickelte den Podcast "Schöner Scheitern" und veröffentlichte 2021 unter dem Künstlernamen WEIL sein Debütalbum "GROLL". "Super einsam" ist sein erster Roman.
Foto (c) Bahar Kaygusuz