AN DER KANTE – EINE WORKSHOP-SHOW
Hoch oben in den Wäldern und auf den Baggern sieht man die Welt jeweils anders.
Ein politisches Blinddate mit Umweltaktivist:innen, RWE Mitarbeitenden, einem Schauspieler und Publikum.
Das MörgensLab #6 lädt ein zum Thema »deep social conflicts«:
Streitlust und Kampfgeist gehören zu jedem Konflikt und einer Kompromissfindung dazu. Was aber, wenn Menschen, gesellschaftliche Gruppen oder politische Lager sich in ihren Auffassungen und Zielen, in ihrem Erleben von Situationen so weit voneinander entfernt haben, dass bei jedem Argument, jeder Aktion der einen Seite die Hutschnur der anderen hochgeht, sich Emotionen und Meinungen zu Aggression und absoluter Feindschaft verschärfen und es am Ende keinerlei Gesprächsbereitschaft mehr gibt – Klappe zu, Affe tot! Nichts geht mehr!
Was dann?
Diese Frage haben sich Wissenschaftler:innen der RWTH gemeinsam mit dem Theater Aachen gestellt: Unter dem Stichwort »Testimony« (»Zeugenschaft«) waren zu Beginn des Jahres auf der einen Seite Umweltaktivist:innen, auf der anderen Seite RWE-Mitarbeitende eingeladen, getrennt voneinander in einem geschützen Raum ihre ureigene »Geschichte« rund um den Kohlausstieg, den Hambacher Forst und die Renaturierung des Rheinischen Braunkohle-Reviers zu erzählen, von ihren persönlichen Erlebnissen, Hoffnungen, ihrer Enttäuschung und Wut über Ungerechtigkeiten und Unrecht aktiv Zeugnis abzugeben und dies in einem zweiten Schritt als »Flaschenpost« – in Form z.B. eines Briefes, eines Songs, eines Videos oder einer Theaterperformance – an die jeweils »anderen« zu adressieren. Dieses über mehrere Monate währende Experiment (»TestimonialLab«) untersuchte ergebnisoffen, wie sich ein derartiger, ohne direkte Konfrontation verlaufender Umgang mit Konfliktsituationen auf die Kommunikationsbereitschaft der beiden Gruppen auswirkt.
In unserer Workshop-Show »An der Kante« wird der Schauspieler Tim Adam als »Avatar« beide Gruppen des TestimonialLabs verkörpern, ihre Geschichten noch einmal aufleben lassen, sie emotional hochkochen, um Sie als Publikum immer wieder neu vor die Entscheidung zu stellen: Mit wem identifiziere ich mich gerade, stimmt mich das Hören der jeweiligen Geschichten um, könnte sich etwas an meiner Sicht auf die Dinge nachhaltig ändern? Weitreichende Fragen werden dabei aufgeworfen: Wie kommen wir zu unseren Überzeugungen – und wann stehen sie uns menschlich im Weg? Wieviele Widersprüche hält ein Mensch in sich aus? Wieviel widerspenstigen Widerspruch anderer hält er aus? Wie oft glauben wir von Informationen, dass sie »Fakten« sind? Wieviel Emotion steckt in einem vermeintlich sachlichen Argument? Wo steht strukturelle Gewalt gegen aktionistische Gewalt? Schlussendlich: Kann es die Demokratie schaffen, und wie kann sie es schaffen, die sich immer mehr widersprechenden Bedürfnisse innerhalb der Gesellschaft zu koordinieren, so dass niemand auf der Strecke bleibt?
Mit: Tim Adam.
Konzept des »TestimonialLab«: Prof. Dr. Hans-Jörg Sigwarth, Dr. Michel Dormal (Institut für Politikwissenschaften, RWTH), Prof. Dr. Roger Häußling, Dr. Marco Schmitt, und Tabea Bongert, M.A. (Lehrstuhl für Technik- und Organisationssoziologie, RWTH).
Textzusammenstellung aus Protokollen des TestimonialLabs & Regie: David Schnaegelberger, Inge Zeppenfeld.
Präsentation: 26.Juni 2025, 20:00 im Mörgens
Weitere Termine: 6. / 8./ 10./ Juni 2025, 20:00