Seit sieben Jahren dokumentiert der Fotojournalist Klaus Petrus Fluchtwege quer durch den Balkan in die EU-Staaten. Auf diesen Reisen lebte er zusammen mit Migranten in Baracken, war mit Schleppern unterwegs, überquerte mit Flüchtlingen illegal Grenzen, dokumentierte die Gewalt der Grenzpolizisten – und erlebte dabei trotz allem viel Menschlichkeit.
Migration ist nicht nur das große Thema unserer Zeit, sondern auch eines, die Gesellschaft in ein Dafür oder Dagegen zu spalten droht – für Zwischentöne hat es kaum Platz. Klaus Petrus begibt sich auf Augenhöhe mit Geflüchteten und zeigt mit seinen Schwarzweißfotografien und Erzählungen den Alltag von Menschen auf der Flucht und damit das Normale einer Situation, die alles andere als normal ist.
Da ist etwa die Geschichte des Afghanen Khalil, der nach 1000 Tagen auf der Flucht darüber nachdenkt, in seine Heimat zurückzukehren, von einem Iraker, der als Schlepper seine Schulden abbezahlt, oder von der 70-jährigen Samira aus Pakistan, die seit Jahren mit ihrem Enkel in Bosnien feststeckt. Doch nicht bloß Tragisches und Aussichtsloses begegnet ihm, sondern auch viel Skurriles, Augenblicke des Glücks sowie Liebe und Hoffnung. Klaus Petrus’ Bilder und Geschichten werfen einen ungewöhnlichen Blick auf die Migration - und rütteln damit gehörig an unserem festgefahrenen Bild, das wir von Flüchtlingen haben.
Klaus Petrus
Klaus Petrus war bis 2012 Philosophieprofessor an der Universität Bern. Dann machte er sich auf in die Krisenregionen dieser Welt: Palästina, Irak, Syrien, Somalia, Südsudan, Ukraine. Und immer wieder auf die Balkanroute, wo er seit 2016 Fluchtgeschichten dokumentiert. Seither arbeitet er als Fotojournalist und Reporter. Er berichtet über Armut, Ausgrenzung, Migration und Kriege aus der Schweiz, dem Balkan, Nahen Osten sowie der Subsahara.
2022 wurde Klaus Petrus für sein Langzeitprojekt über Migration mit dem Swiss Press Photo Award ausgezeichnet. 2023 erschien sein Buch „Am Rand“ mit Reportagen und Porträts über Menschen am Rand unserer Gesellschaft.