Was folgt, ist die Story der Monsters of Liedermaching. Das sechsköpfige Liedermacherungeheuer, bestehend aus den Herren Burger, Pensen, Totte, Labörnski, Rüdiger Bierhorst und Fred Timm, möchte sich an dieser Stelle höflich, aber nachdrücklich, vorstellen.
Nicht zu früh, befindet sich die kauzige Combo doch just im 15ten Jahr ihres Bestehens.
„Wow!“, sagen Monsterconnaisseure. „Wer?“ fragen Neulinge.
Normalerweise müsste an dieser Stelle jetzt ein Zitat der Band selbst kommen, irgendwas Bescheidenes, aber dennoch strotzend vor euphorischer Superlative. Aber bei einer Gruppe, die derart anders funktioniert, als der Rest der Musikszene, einer Band, die auf Bühnen im Halbkreis sitzt, und allein zur Gitarrenbegleitung mit Liedern über „Herzblatthubschrauber“, „Türen“, „weinende Frösche“, „Weltklassemelodien“ und „Blasenschwäche“ Clubs und Festivals zum Beben bringt, den Sitzpogo als Tanzart erfunden hat und mit Balladen zum Dahinschmelzen gekonnt vermischt, wollen wir auch diesbezüglich anders vorgehen.
Die Fakten: Die Monsters of Liedermaching setzten sich 2003, eigentlich als Solisten gebucht, aufgrund einer spontanen Schnapsidee auf dem Hamburger Rockspektakel kurzerhand zusammen auf die Bühne, fanden die Potenzierung ihrer Energien wundervoll, und spielten bereits im Jahr darauf ihre erste komplette Tour, in deren Verlauf sie ausgewählte Songs mitschnitten und als Debüt-Live-Album „6 Richtige“ veröffentlichten.
„Es war der Wahnsinn!“ sagt Monster Fred Timm dazu, „unser Publikum liebte unsere Power, die Kritik blieb unbehelligt.“, und Bandkollege Totte ergänzt mit leuchtenden Augen: „Beinah wären wir aus dem Stand enorm erfolgreich geworden, hätte uns die Realität kein Schnippchen geschlagen!“
Die anderen Monster nicken bekräftigend, und Pensen fährt fort:
„Die ganze Monsters-Sache ist halt eine sehr gute. Immerhin sind wir einerseits sechs autarke Songwriter, aber andererseits auch komplett unterschiedliche Charaktere, womit ganz organisch eine Themenvielfalt entsteht, nach der sich andere Bands die Finger lecken.“
Totte sagt: „ Wir könnten das jetzt auch genauer ausführen.“
Fred zählt auf: „ Börnski kommt vom theatralischen Schauspiel, Rüdi ist Balladenkönig, ich hab früher bei „Norbert und die Feiglinge“ accapella gesungen, Pensen ist Gitarrengott und sonst hartmusisch mit „Das Pack“ unterwegs…“
„Burger ist Sänger der Punkrocker „Die Schröders“ und Photo-Star, Totte schreibt Bücher und macht psychodelischen Poesiekrach mit „Die Intelligenzia“. So Leute müssen sich erstmal zusammenfinden.“ ergänzt Pensen.
„Wir sind Fans voneinander und immer wieder überrascht.“ resümiert Burger.
Rüdiger Bierhorst fügt an: „Gleichzeitig sind wir sechs Frontleute, die ohne Hierarchie auf der Bühne sitzen und gemeinsam ihre Songs singen. Das erzeugt eine direkte Nähe zum Publikum, das kriegst du mit keiner Lightshow oder Tanzchoreographie der Welt hin.“
„Jawohl!“ stimmt Labörnski zu, um just nicht ganz wortlos zu bleiben.
Doch zurück zu den Fakten:
Durch ihr Debütalbum und begeisterte Mundpropaganda kamen noch im gleichen Jahr die ersten Auftritte auf größeren Sommerfestivals, wobei ihr furios gefeiertes Konzert auf dem „Open Flair Festival“ quasi als Startschuß für ihren Einstieg ins seriöse Rockbusiness gilt.
Von da an ging’s immer weiter: Von Jahr zu Jahr stieg die Zahl ihrer Konzerte, die Clubs wurden größer, die Medien begannen ebenfalls, erstes Interesse zu entwickeln. Der Stil der Monsters blieb davon unberührt. Sie veröffentlichten einfach regelmäßig Live-Alben mit wunderschönen Liedern, um auch auf Tonträger ihrer einzigartigen Konzertatmosphäre gerecht zu werden.
„Vergiß den Kram von Hype und Trend! Es geht darum, authentisch zu bleiben.“ meint Labörnski dazu.
„Zeitlos ist eben nur, wer auf Zeitgeist pfeift.“ sagt Burger.
„Ja“, pflichten die anderen Monsters bei, um auch was zu sagen.
Nach den Alben „Männer wie uns“, „Sitzpogo“ und „Haie im Flipperpelz“, sowie der Tour-DVD „Das Auge hört mit“, wurde es 2012 dennoch Zeit für einen weiteren, bizarren Selbstversuch im Monsters-Kosmos.
„Wir dachten uns: Hey, alle reden immer von den Charts, aber es sind unsere Konzerte, die voll sind. Warum machen wir nicht einfach mal beim Chartzirkus mit?“ beginnt Totte zu erzählen.
„Genau. Aber ohne teure Videos, Mainstreamlieder oder überteuerte Boxen“ ergänzt Pensen.
„Im Monster-Style: Mit einem guten Livealbum voll tollen Songs für einen fairen Preis.“ schließt Fred.
Der Plan ging auf: Ohne Label, Sponsoring oder kompromittierende Kompromisse erreichte das fünfte Monsters-Livealbum „Schnaps und Kekse“ Platz 18 in den deutschen Albumcharts.
„Jetzt wäre es langsam an der Zeit für ein paar heftige Stories mit Drogen oder so, wegen unseres großen Ruhms.“ überlegt Burger jetzt laut.
„Gab’s aber nicht.“ meint Rüdi.
„Außerdem ist die Biographie schon fast anderthalb Seiten lang. Wird Zeit für einen bündigen Schluß.“ befindet Labörnski.
Die Kollegen nicken stumm.
Also kurz: Nach „Schnaps und Kekse“ feierten die Monsters ihr zehnjähriges Bestehen, gingen anschließend für anderthalb Jahre in eine Pause, fanden sich aber energiegeladen 2015 wieder zusammen, hatten derart viele Songs geschrieben, dass bereits 2016 das gefeierte Livealbum „Wiedersehen macht Freude“ erschien, testeten neue Wege 2017 mit ihrem ersten, nicht einhellig gelobten, Studioalbum „Für alle“ und segelten in den Folgejahren durch die Wirren und Wogen der entfugten Welt, veröffentlichten 2022 ihr Livealbum “Glück zählt auch“, von dem die Flüsterpost behauptet, es handele sich um “den heißen Scheiß”.
Ist alles beim alten geblieben? Neu geworden?
„Mhm!“ antwortet die Band entschlossen unisono.
Fakt ist, sie kehrten mit jenem, neunten Album zurück in die Wildheit ihrer Livealbentradition. Ob dem so bleiben wird, ist aber völlig nebensächlich, denn die Zeit ist eine Buttercremetorte:
2023 feierten die Monsters ihr 20 jähriges Bühnenjubiläum, und da ging einiges: Neue Lieder, alte Herren, Vibes, die kitzeln und Topfschlagen deluxe. Natürlich mit einem neuen Album, das again live mitgeschnitten wurde,, smart veredelt und freudigst feierlich präsentiert werden konnte. Das Resultat heißt “Federwisch im Elfental” und erreichte ohne Anstrengung oder Marketingstrategie Platz 36 der deutschen Albumcharts. Kein Wunder, denn die Songs krachen und schmelzen hier und dort, die Stimmung bleibt freudig, aller Macht der rüden Realitäten zum Trotz. Herrliche Sache, das Jahr eine bunte Konfettibombe.
2024: Nach dem Jubiläum ist vor dem nächsten, welchem auch immer. Klar ist, das Monsterboot segelt weiter: Es wird gepogt und geswingt, gesungen und krakeelt werden. Sie werden von vielerlei singen, weiterhin ihre kreative Oase genießen, aber auch immer wieder neugierig über eigene Horizonte hinaus tänzeln.
Denn Glück ist ein Tool, eine Chance, ein geheimes Versprechen, das sich einlöst. Und wem wünscht man schon mehr davon, als diesen sechs Rabauken, die melodiöser flowen als Dalis Uhren?
Also Leute, Leinen los. Ein Tipp für alle: Genießt das Gefühl.
Einlass: 19:00 Uhr