Musik kennt keine Grenzen – eine Plattitüde die gleichermaßen langweilig als auch wahr ist: Denn manchmal reist die Musik ohne Vorwarnung in verschiedene Ecken der Welt und überwindet dabei musikalische oder physische Grenzen. So war es auch bei Evgeny Grinko, einem ehemaligen Noise-Rock-Musiker, dessen erster Ausflug in die Sphäre der modernen Klassik, sich eher zufällig in der Türkei zu einem Phänomen entwickelte und sich seit dem in der Ganzen Welt verbreitet.
Der 1985 in Zukhovsky, Russland, geborene Evgeny war von klein auf mit der Musik vertraut. Er kann sich gut daran erinnern, wie er im Alter von 4 Jahren die Musik in verschiedenen Filmen und Zeichentrickfilmen wahrgenommen hat, darunter Die drei Musketiere und andere russische Filme. Im Alter von 6 Jahren lief jeden Morgen, wenn er sich auf die Schule vorbereitete, russische Rockabilly- und Surfmusik im Fernsehen. Als Evgenys Eltern seine Faszination für diese Musik bemerkten, kauften sie ihm eine Kassette mit der gleichen Musik.
Einige Jahre später, als im russischen Fernsehen westliche Popmusik ausgestrahlt wurde, saß Evgeny wie gebannt vor dem Bildschirm und verfolgte Auftritte von Prodigy, Chemical Brothers und Nirvana. Diese Auftritte inspirierten ihn, und mit der Hilfe seiner Eltern kaufte er von einem Nachbarn seine erste Gitarre.
Nach zwei Jahren an der Gitarre wechselte Evgeny zum Schlagzeug und begann, in Indie-Noise-Bands in seiner Heimatstadt und im nicht weit entfernten Moskau zu spielen. Ein Highlight aus dieser Zeit ist eine Tournee als Teil einer Gruppe mit Damo Suzuki, ehemals Mitglied der bekannten deutschen Krautrock-Band Can.
2007 wechselte Evgeny zum Klavier – und dieses Instrument sollte ihn fortan nicht mehr loslassen. Bereits drei Jahre später sprudelte Valse einfach aus ihm heraus.
„Es war ein heißer Sommerabend. Ich improvisierte auf dem Klavier und der erste Teil der Melodie zeigte sich mir. Ich wusste, das ist etwas Besonderes, also nahm ich mein Handy heraus und machte ein Video davon, wie meine Hände die Melodie spielten. Das war so anders als die Musik, die ich zu der Zeit spielte, dass ich es einfach vergaß. Sechs Monate später kehrte ich zu der Komposition zurück, stellte sie fertig und lud sie sofort auf Facebook hoch.“
Evgeny erstellte schnell das mittlerweile ikonische Video zu Valse: Ein Upright Klavier auf einem Feld bei Sonnenuntergang. Ein dick eingepackter, unrasierter Evgeny der an einer Zigarette zieht, während seine Hände die betörende Melodie spielen. Das wehmütige Akkordeon setzt ein, ein Vogelschwarm taucht auf und ist für ein paar Sekunden auf der Aufnahme zu hören – so entstand ein viraler Moment – der aber nur den Anfang für Evgeny Grinko.
2014 veröffentlichte Grinko sein Album Ice for Aureliano Buenda, auf dem auch Valse zu hören war.
Ein Jahr später dann sang der türkische Superstar Mabel Matiz den Song Valse auf seinem Album Gök Nerede ein. Das Lied bekam ein zweites Leben – und Evgeny Grinko einen etwas überraschenden und unerwarteten Erfolg in der Türkei. Die so erlangte Aufmerksamkeit sollte schnell auch Ländergrenzen überwinden und Evgeny Grinko als ein Aushängeschild moderner Klassik weltweit etablieren.
Humor, Traurigkeit und Sehnsucht finden sich gleichermaßen in Evgenys Kompositionen, die trotz ihrer sparsamen Instrumentierung filmische Elemente enthalten. Farben schweben in und aus der Musik, die sich von Zeit zu Zeit zu einem spontanen Regenbogen von Klängen zusammenfügen.
„Jede neue Komposition fühlt sich für mich wie ein kleines Wunder an. Wenn man ein Wunder erschafft, möchte man es natürlich gerne mit dem Rest der Welt teilen!“
Mittlerweile kann Evgeny Grinko auf über 350 Millionen Streams allein auf Spotify, 168 Millionen YouTube-Abrufe und über 2,1 Millionen monatliche Hörer zurückschauen. Allein im Jahr 2023 hörten fast 7 Millionen Menschen Evgenys Musik zum ersten Mal.
Dass dieser Erfolg nicht allein anonymen Playlisten zu verdanken ist, zeigt sich an der achsenden Gemeinschaft rund um die Musik von Grinko: Über 387 Tausend Abonnenten auf seinem YouTube-Kanal und über 392 Tausend Follower auf Instagram sprechen eine eindeutige Sprache. Diese Fans werden von der künstlerischen Qualität und Integrität von Evgenys Inhalten angezogen.
Evgeny live zu erleben, ist ebenfalls eine bemerkenswerte Erfahrung. Seine Kompositionen werden von einem hervorragenden Ensemble akribisch nachgebildet und interpretiert, wobei neben Werken aus all seinen Schaffensphasen auch ein paar unveröffentlichte Songs und andere Überraschungen nicht fehlen dürfen.
Evgeny ist dankbar für alles, was er bisher erlebt hat, und freut sich darauf, wohin ihn die Musik als Nächstes führen wird. Am 12. April 2025 führt sie ihn zunächst mal in den Großen Saal der Elbphilharmonie in Hamburg.
Einlass: 20:00 Uhr