Double Bill für/For:
Hanako Hayakawa: Lurker
&
Shade Théret: Daybreak
Hanako Hayakawa: Lurker
Tanz/Dance, Performance
Festsaal
Keine Sprache/No language
DE
Unter dem Einfluss endloser Informationsströme beschreibt die Figur des „Lurkers“ (dt.: „der*die Lauernde“) häufig jemanden, der*die Nachrichten in einem Chatraum liest, ohne aktiv daran teilzunehmen. Zugleich ist ein „Lurker“ auch eine Figur, die verborgen liegt, auf einen Hinterhalt lauert, beobachtet, spielerisch im Schatten versteckt ist und es zulässt, dass Mehrdeutigkeit entsteht. In ihrer Performance zeigt Hanako Hayakawa einen geisterhaften, leeren, schwebenden Körper – ein unstetes Wesen, das sich nur widerwillig auf eine einzige Identität festlegt, in Empfindungen und Emotionen versunken ist, abschweift und innehält, um nachzudenken.
Hayakawas künstlerischer Ansatz speist sich sowohl aus dem Para Para als auch aus dem Nō-Theater. Para Para ist ein beliebter Club-Tanzstil aus Japan, bei dem seit den 1980er Jahren bis heute synchronisierte Choreografien getanzt werden. Das Nō-Theater beeinflusst die Schaffung archetypischer Charaktere und das Wechselspiel zwischen dem Alltäglichen und dem Übernatürlichen. In „Lurker“ wandert Hayakawa durch eine Landschaft mit unheimlich animierten Objekten, während der Tanz die Zeit dehnt und dem Publikum Raum zum Verweilen bietet. Die Performance ist eine körperliche Untersuchung von heutigen Arten des Seins, in Zeiten, die von Krise, Bruch und Vertreibung geprägt sind, eine homöopathische Medizin und ein Werkzeug, um Entfremdung durch Entfremdung zu überwinden.
EN
Subjected to endless streams of information, the figure of the lurker commonly describes someone who reads messages in a chat room without taking part. It is also a figure that lies hidden, as if in ambush, observing, playfully hiding in the shadows and allowing for ambiguity to happen. In her performance, Hanako Hayakawa proposes a ghostly, empty, floating body – an unsettled being, reluctant to settle into a singular identity, immersed in sensation and emotion, spacing out and pausing to contemplate.
Hayakawa’s artistic approach draws from both Para Para and Nō theatre. Para Para is a popular club dance style from Japan, with synchronized choreographies danced from the 1980s to today; Nō theater influences the creation of archetypal characters and the interplay between the mundane and the supernatural. In „Lurker“, Hayakawa wanders through a landscape with eerily animated objects while the dance stretches time and holds space for the audience to dwell in. The performance is a physical inquiry into modes of being today, in times marked by crisis, rupture and displacement, a homoeopathic medicine, a tool to overcome alienation through alienation.
Eine Produktion von Hanako Hayakawa in Koproduktion mit DE SINGEL. Residenzunterstützung durch das Toyooka Theater Festival, Dance Base Yokohama, Theaterhaus Berlin, BUDA (Kortrijk) und technische Unterstützung durch A Two Dogs Company. Die 34. Tanztage Berlin sind eine Produktion der Sophiensæle. Gefördert von der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Mit freundlicher Unterstützung von Tanzfabrik Berlin e.V., Theaterhaus Berlin und Uferstudios GmbH. Medienpartner: Berlin Art Link, Missy Magazine, Siegessäule, taz.
Premiere
Shade Théret: Daybreak
Tanz/Dance, Performance
Festsaal
Ca. 40 Min.
Englisch/English
DE
„Daybreak“ thematisiert die Spannung von Nicht-Auffindbarkeit und Überwachung durch die Figur der Vagabundin. Das Vagabunden-Dasein steht für die Freiheit, anonym zu leben, und kann dafür sorgen, dass wir uns von der Kommerzialisierung des Sozialen – unsere Verbindungen, Beziehungen und Freund*innenschaften – und deren Umwandlung in wertvolle Daten befreien.
In dieser Arbeit, die in einer von Lynn Suemitsu komponierten und gespielten Live-Soundlandschaft stattfindet, akzeptiert die Vagabundin (Shade Théret) ihren Platz in der Machtstruktur der Welt nicht. Sie entscheidet sich dafür, außerhalb von allem zu leben, was ihr folgt und sie auffindbar machen könnte. Deshalb lebt sie buchstäblich draußen – an einem kalten Strand, auf einer leeren Baustelle, in einem überwinterten Garten. Wenn sie jemandem begegnet, bittet sie nie um etwas, entschuldigt sich nie und sagt nie Danke. Sie fordert, sie nimmt sich, was sie will, und geht dann weg.
EN
„Daybreak“ addresses the tension between tracelessness and surveillance through the figure of the vagabond. The vagabond represents the freedom to exist in anonymity and can foster liberty from the commodification of the social – our connections, relationships and friendships – and turning it into valuable data.
In this work, which takes place in a live soundscape composed and performed by Lynn Suemitsu, the vagabond (Shade Théret) does not accept her place in the world’s power structure. She chooses to live outside of anything that might follow her and make her traceable. Therefore she lives literally outside – on a cold beach, within an empty construction site, in a wintered-over garden. Upon meeting someone new, she never asks for anything, never apologizes, and never says thank you. She demands, she takes what she wants, and she walks away.
Eine Produktion von Shade Théret in Koproduktion mit Sophiensæle. Die 34. Tanztage Berlin sind eine Produktion der Sophiensæle. Gefördert von der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Mit freundlicher Unterstützung von Tanzfabrik Berlin e.V., Theaterhaus Berlin und Uferstudios GmbH. Medienpartner: Berlin Art Link, Missy Magazine, Siegessäule, taz.