Kennen Sie das? Sie sitzen im Theater und schauen sich ein Stück an, dessen Handlung so tragisch ist, dass am Ende sogar Tote auf der Bühne liegen! „Hätte man den Konflikt nicht auch anders lösen können?“, fragt man sich dann vielleicht. Wenn Sie jetzt sagen: „Ja, kenn ich“, haben Sie sich in so einem Moment vielleicht auch schon mal bei der Vorstellung erwischt, auf die Bühne zu springen, „halt“ zu rufen und vorzuschlagen, wie die Geschichte anders verlaufen könnte? Geht aber nicht, weil man so was im Theater natürlich nicht macht. Vielleicht früher mal, zu William Shakespeares Zeiten. Die sind aber schon lange vorbei.
Mit dem interaktiven Theaterstück GAMING ROMEO & JULIA holen wir diese Zeiten ein Stück weit zurück. Romeo und Julia sind das berühmteste Liebespaar der Theatergeschichte und Shakespeares Drama über deren trauriges Ende ist bis heute ein Dauerbrenner auf den Theaterbühnen weltweit. In Shakespeares historischem Globe Theater ging es richtig rund und wenn das Publikum mit dem Verlauf des Bühnengeschehens nicht einverstanden war, machte es sich lautstark bemerkbar. Theater war damals nichts, was man, bequem in gepolsterten Sesseln zurückgelehnt, stillschweigend über sich ergehen ließ. Das Publikum stand dichtgedrängt oder kauerte auf harten Holzbänken, war dran und fieberte mit. Und wenn man seine Lieblinge nicht sterben sehen wollte, äußerte man das umgehend und deutlich vernehmbar. Man darf wohl annehmen, dass so manches Stück, welches in jener Zeit vors Publikum kam, ursprünglich anders gedacht war, als es dann am Ende war.
Genau das passiert bei GAMING ROMEO & JULIA. Mit Hilfe unserer Spielleiterin kann das Publikum immer wieder Einfluss nehmen und abstimmen, wie es weitergehen soll. Und mit einem aus und vom Publikum gewählten „Prinz von Verona“ kommt eine Figur mit auf die Bühne, die in bestimmten Momenten die Fäden komplett in der Hand hat. Das Publikum erlebt zum einen Shakespeares berühmten Klassiker (in einer kompakten Bearbeitung) und partizipiert gleichzeitig proaktiv an einem spannenden, innovativen Theaterformat.
Überraschend für uns als Theaterschaffende war vor allem die Erfahrung, dass dieses,ursprünglich für ein jüngeres Publikum gedachte und im Rahmen einiger öffentlichen Proben mit Schulklassen im Publikum erfolgreich etablierte Projekt, am Uraufführungsabend auch vom überwiegend klassischen Theaterpublikum mit großer Begeisterung und reger Teilnahme aufgenommen wurde.