Wie der Soldat das Grammofon repariert
26.03.2025
/ 20:00 Uhr
Offenburg
, Oberrheinhalle
Aleksandar wächst in der bosnischen Stadt Višegrad auf, in der die
christliche und muslimische, bosnische und serbische Bevölkerung friedlich
miteinander lebt. Aleksandar ist Fähigkeitenzauberer, Chefgenosse
der Angelkunst und Flussredner. Sein größtes Talent hat er von seinem
geliebten Opa Slavko geerbt: das Erfinden von Geschichten. Er denkt
gar nicht daran, sich an die Themen der Schulaufsätze zu halten, viel zu
verrückt sind die Erntefeste bei seinen Urgroßeltern, viel zu packend die
Amokläufe betrogener Ehemänner und viel zu unglaublich die Geständnisse
des ewigen Schicksalsflusses Drina. Bis die Politik, bis rätselhafte
Mächte die Geborgenheit der Kindheit und das heiter-sentimentale
Familienidyll zerstören: Als der Krieg mit grausamer Wucht über
Višegrad hereinbricht, hält die Welt wie Aleksandar sie kannte der
Gewalt nicht stand. Die Familie muss fliehen. In der Fremde eines westlichen
Landes erweist sich Aleksandars Fabulierlust als überlebenswichtig.
Denn auf diese Weise gelingt es ihm, sich an diesem merkwürdigen
Ort namens Deutschland zurechtzufinden und mit den Mitteln
der Poesie den Verlust der Heimat zu bewältigen. Als der erwachsene
Aleksandar dann in die Stadt seiner Kindheit zurückkehrt, muss sich
allerdings erst zeigen, ob seine Fabulierkunst auch der Nachkriegsrealität
Bosniens standhält.
Der vielfach preisgekrönte Autor Saša Stanišic erzählt in seinem
Debütroman auf ungewöhnliche und sinnliche Weise vom jugoslawischen
Bürgerkrieg und davon, wie ein derart gewaltsamer Einschnitt
das Leben von – insbesondere jungen – Menschen verändert.