Dornröschen ab 4 Jahren
musikalisch inszeniert von Heinz Redmann und Jochen Streicher nach den Gebrüdern Grimm
Es ist deutlich: Die Brüder Grimm haben die Märchen nicht genau so wiedererzählt, wie
sie sie gehört haben. Sie haben sie im Gegenteil sorgfältig zubereitet, sie haben
vereinfacht oder ausgeschmückt, wie es ihrem poetischen Sinn und auch ihrem
pädagogischen Bewusstsein entsprach. Nicht selten kombinierten sie mehrere Varianten
ein und desselben Märchens, sie wählten aus jeder Erzählung das aus, was ihnen am
schönsten erschien.
Große Aufregung auf Schloss Rosenstein! Der König und die Königin feiern ihren dritten
Hochzeitstag, und das Fest scheint im Chaos zu versinken. Nichts ist vorbereitet, der
Hofkapellmeister kollabiert, der Koch hat noch keine Torte arrangiert und Fritz der
Küchenjunge bringt Köchin Hildegard mit seinen Scherzen auf die Palme, während der
Hofnarr keinen einzigen guten Witz zustande bringt. Als dann auch noch das Orchester
streikt, scheint der Tumult perfekt. Als jedoch das Königspaar ausgerechnet von einem
Frosch prophezeit wird, dass sie bald ein Kind eine Tochter bekämen, ist alles wieder
in Ordnung und die Welt perfekt. Jed och zur Taufe von Prinzessin Rosalie scheint das
Chaos abermals zuzuschlagen, denn der verwirrte und nervöse Koch Sebastian hat statt
der üblichen dreizehn Feen des Landes nur zwölf eingeladen. Erzürnt darüber, nicht
eingeladen zu sein, belegt jene dreizehnte Fee Klein Rosalie mit einem Fluch. Sie solle
sich an ihrem 15. Geburtstag an einer Spindel stechen und daran zu Grunde gehen. Doch
die Fee der Gerechtigkeit mildert diesen Fluch, und so soll die Prinzessin nicht am Stich
der Spindel sterben, sondert hundert Jahre schlafen. Und der gesamte Hofstaat mit ihr.
Der Fluch erfüllt sich, als Rosalie tatsächlich an ihrem Geburtstag in einem Turm bei einer
alten, mystischen Frau Schafwolle zu Garn spinnen soll, und um Schloss Rosenstein
wächst eine mächtige Dornenhecke. Dass ein schöner und mutiger Prinz vom Schicksal
der schlafenden Schönheit erfährt und sie von ihrem Fluch erlösen will, versteht sich ja
von selbst. Aber Prinz Jascha muss einige Gefahren bestehen, bevor sich die
Dornenhecke in einen Rosenstrauch verwandelt, und er Prinzessin Rosalie küssen darf.
Oh ja, der ersten Liebe güld´ne Zeit…
In den eben genannten dominierenden Bildern: Schloss und Turm, Dornen und Rosen,
Menschen und Feen offenbart sich noch eine besondere Fähigkeit des Märchens, nicht
nur des Dornröschen Märchens, sondern des Volksmärchens überhaupt. Es umfasst trotz
seiner Kürze in seiner Weise die Welt Tote und lebendige Natur, Mensch und
Menschenwerk, aber auch jenseitige Mächte.
Trotz der tiefen Interpretationen fehlt der
musikalischen Inszenierung nicht der typische Redmann/Streicher Witz, nicht die bunten
Kostüme und die Ohrwürmer. Für die Gäste nur das Beste…
Einlass 14:30