Ella, eine 42-jährige Psychologin, erhält einen mysteriösen Besuch. Der Besucher scheint ein Prominenter, ein hohes Tier beim Geheimdienst oder jemand ähnlich Bedeutsames zu sein, der seine Anonymität wahren will. Doch schon bald stellt sich heraus, dass es sich um keinen Geringeren als Gott persönlich handelt. Und damit nicht genug: Gott steckt in einer tiefen Depression und plant, seinem Leben – und damit auch seinem Werk – ein Ende zu setzen. Ella bleibt nur eine Stunde Zeit ihren inneren Konflikt mit Gott zu überwinden, seine Pläne zu ändern und somit die Welt zu retten.
Anat Gov hat mit OH GOTT ein vergnügliches, intelligentes und berührendes Theaterstück geschrieben. Gov gehört zu Israels bedeutendsten Autorinnen. Ihre Stücke feierten national wie international große Erfolge. OH GOTT wurde 2010 von der European Theatre Convention unter die „120 best Contemporary European Plays“ gewählt und in viele Sprachen übersetzt. Anat Gov starb im Dezember 2012 mit 58 Jahren. 2024 wurde OH GOTT am Landestheater Linz deutschsprachig erstaufgeführt.
Es spielen Stefan Herrmann (Gott) und Jel Woschni (Ella).
Inszenierung: Thomas Bockelmann
Ausstattung: Ursina Zürcher
Bildgestaltung: Hermann Feuchter
Dramaturgie: Dr. Stefan Tigges
Premiere 14. November 2025 um 20 Uhr, Einführung um 19.30 Uhr
Veranstaltungsort Gewölbe, Bursagasse 16
Dauer 75 min
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DAS SAGT DIE PRESSE
„Regisseur Thomas Bockelmann und seine Schauspieler entscheiden sich für Psycho-Witz mit Anspruch. Das Stück entfaltet sich auf dieser Basis tatsächlich am besten. […] der Text schlägt im weiteren Verlauf unter der Komödien-Oberfläche analytische Töne über das Verhältnis Mensch-Gott an. […] Jel Woschni als Ella und Stefan Herrmann als Gott schaffen in ihrem Therapie-Pas-de-Deux die Balance zwischen Comedy und Tiefgang. Auf der einen Seite natürlich die schnippisch bohrende Therapeutin und der überdrehte Choleriker am Rande des Nervenzusammenbruchs. Andererseits schaffen sie aber auch ruhige, reflektierte Momente, in denen das Psycho-Ping-Pong innehält und beide Darsteller die innige Verbindung Mensch-Gott auf die Bühne bringen.
Das Ende spendet jedenfalls Wärme: Gott fühlt sich gesehen, Ella sieht das Bild ihres Sohnes aufgezoomt als Bühnenillumination. Wenn Gott will, ein gutes Omen für die Zukunft des Zimmertheaters.“
Steffen Becker - nachtkritik
„Spritzige Dialoge, Wortwitz, überraschende Wendungen, Tiefgang und Relevanz. […] Das Timing stimmt, die Pointen sitzen, es wird gelacht im proppenvollen Theaterkeller. Die skurrile Situation, den Schöpfer der Welt in Behandlung zu haben, eröffnet die Chance für allerhand ironische Seitenhiebe. […] Clou des Stücks sind die atemberaubenden Wendungen im Selbstverständnis der beiden Protagonisten. Gott, der Machtvolle, halb entschlossen, seine Schöpfung wieder auszuradieren, offenbart plötzlich unvermutet weiche Seiten. Und Ella, anfangs völlig überfordert, gewinnt immer mehr Power, treibt ihren Patienten regelrecht in die Enge – um dann ihrerseits eine tiefe innere Wunde zu offenbaren. Diese Kipp-Punkte bekommen die beiden Darsteller mit großer Glaubwürdigkeit hin.
Der äußere Rahmen tut das seine dazu: Der Kellerraum verstärkt das Dichte, Abgeschlossene der Therapiesituation; die von oben herabführende Treppe im Hintergrund wird sinnig eingesetzt, um das Eindringen der höheren Macht zu verbildlichen – und Gottes zwischendurch aufkommende Fluchtpläne.
So vergeht diese 70-minütige Therapiestunde wie im Flug. Und bringt die Erkenntnis mit sich, dass vielleicht in jedem von uns ein bisschen von jenem Gott steckt, der sich seine eigene Welt schafft, um später an ihr zu verzweifeln; der aus Frust über die Welt die Brocken hinschmeißen will, sich am Ende aber vor allem nach Liebe sehnt. Und vielleicht steckt in jedem von uns auch etwas von jener Therapeutin, die so scharfsinnig andere analysiert, dabei aber ihren eigenen Schmerz nur zu perfekt wegsperrt. Im Theaterkeller kommen sie beide zusammen – und die spannende Frage ist, ob am Ende Heilung dabei herauskommt.[…] Die Grundfrage des Stücks jedenfalls ist heute noch viel brennender als zu seiner Entstehungszeit, jetzt, wo Gaza in Trümmern liegt, im Sudan der Bürgerkrieg tobt und russische Bomben auf die Ukraine fallen. Nur muss man den skurrilen Witz dieser Versuchsanordnung auch rauslocken.“
Armin Knauer - Reutlinger General-Anzeiger