Am 80. Jahrestag der Beendigung des Zweiten Weltkriegs, am 8. Mai 2025, eröffnen das Zentrum für verfolgte Künste in Solingen, in Kooperation mit der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, dem Polnischen Institut Düsseldorf und der Gerd-Keimer-Bürgerstiftung Solingen die erste monografische Ausstellung von Marian Ruzamski außerhalb Polens.
MARIAN RUZAMSKI – KUNST DER ERINNERUNG
Erste monografische Ausstellung Marian Ruzamskis außerhalb Polens
8.5. – 14.9.2025
Zentrum für verfolgte Künste, Wuppertaler Str. 160, 42653 Solingen
https://www.verfolgte-kuenste.com/wechselausstellungen/marian-ruzamki-kunst-der-erinnerung
100 Jahre nach seiner letzten Einzelausstellung. 80 Jahre nach seinem Tod – kehrt das Werk Marian Ruzamskis in die Öffentlichkeit zurück.
Kunst als Zeugnis
Kunstwerke können das Unsagbare ausdrücken. Sie überliefern Geschichte nicht nur in Fakten, sondern in Gefühlen – und verbinden uns mit den Erfahrungen derer, die sie geschaffen haben. Die Ausstellung „Marian Ruzamski. Die Kunst der Erinnerung“ widmet sich einem Künstler, der nicht nur durch seine außergewöhnliche Farbwelt und Tiefe beeindruckt, sondern auch durch sein Schicksal. Ruzamski wurde während des Zweiten Weltkriegs nach Auschwitz deportiert und starb 1945 im Lager Bergen-Belsen. Seine in Auschwitz entstandenen Werke sind ein stiller Widerstand gegen das Vergessen – Ausdruck von Hoffnung in Zeiten größter Dunkelheit.
Der Künstler Marian Ruzamski (1889-1945)
„Trotz begeisterter Kritiken und Ausstellungen in den renommiertesten Salons der Zweiten Republik gelang es ihm nie, sich unter den führenden polnischen Malern des 20. Jahrhunderts zu etablieren. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg blieb es unmöglich, ihn wieder ins kollektive Gedächtnis zu rufen.“ – Tadeusz Zych, 2025
Marian Ruzamski war ein sensibler Beobachter seiner Umgebung. Seine Gemälde zeigen Porträts, Landschaften, Szenen des Alltags – stets durchdrungen von einer tiefen Menschlichkeit. Er gehört zu den Künstlern, deren Werk durch Verfolgung fast ausgelöscht wurde. Mit dieser Ausstellung wird sein Gesamtwerk erstmals umfassend gezeigt – eine Hommage an einen großen polnischen Maler und Zeugen der Shoah.
Die dramatischen Umbrüche des vergangenen Jahrhunderts prägten das Leben von Marian Ruzamski: Geboren 1889 in Lipnik bei Bielsko-Biała, stammte er aus einer kulturell vielfältigen Familie. Seine Mutter war eine französische Jüdin, sein Vater ein polnischer Notar. Der junge, hochbegabte Künstler musste 1914 als damaliger Bürger Österreich-Ungarns sein Stipendium in Paris abbrechen und Frankreich verlassen, da er mit Kriegsbeginn zum „feindlichen Ausländer“ wurde. Im Ersten Weltkrieg verschleppten ihn russische Truppen nach Charkiw. Aus den Wirren der Revolution kehrte er schwer traumatisiert in den jetzt freien jungen polnischen Staat zurück. Während der deutschen Besatzung Polens im Zweiten Weltkrieg wurde Ruzamski 1943 als Jude und Homosexueller denunziert, von den Nationalsozialisten nach Auschwitz deportiert und später nach Bergen-Belsen verschleppt, wo er vor 80 Jahren am 8. März 1945 kurz vor Kriegsende starb.
Doch obwohl Ruzamskis Leben von Krieg, Verfolgung und Gewalt überschattet war, erzählen seine Werke eine andere Geschichte. Seine Bilder sind geprägt von einer tiefen Humanität, von Szenen des Alltags und einer fast schwebenden Leichtigkeit – als würde ein anderes, friedliches Jahrhundert an uns vorüberziehen. Es sind poetische, eindringliche Bilder, die an sommerliche Landschaften erinnern, nicht an Terror und Zerstörung.
Der Impulsgeber Marian Turski (1926–2025)
Die Idee zur Ausstellung geht auf Marian Turski zurück – Historiker, Journalist und Auschwitz-Überlebender. Zeit seines Lebens kämpfte er gegen das Vergessen, für Demokratie und Menschenrechte.
Seine Worte „Auschwitz ist nicht vom Himmel gefallen. Es begann mit kleinen Manifestationen von Intoleranz und Antisemitismus, mit Rassismus. Das ist es, woran man sich erinnern muss: Es begann nicht mit Gaskammern.“ mahnen uns bis heute. Turski begleitete die Entstehung dieser Ausstellung bis kurz vor seinem Tod. Sein Vorwort zum Katalog wurde wenige Tage vor seinem Tod am 18. Februar 2025 abgeschlossen. Die Ausstellung ist ihm gewidmet.
Die Kunst der Erinnerung
Im Jahr 2025 jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 80. Mal – ein Anlass, innezuhalten und sich neu mit der Frage auseinanderzusetzen, wie wir heute an die katastrophalen Ereignisse der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erinnern. Die Ausstellung mit den Werken von Marian Ruzamski ist ein künstlerischer Beitrag zu diesem Gedenken. Sie richtet den Blick auf ein individuelles Schicksal, das exemplarisch für viele steht, und zeigt zugleich, dass Erinnerung nicht nur Mahnung, sondern auch kulturelles Erbe ist. In einer Zeit, in der geschichtliche Narrative zunehmend infrage gestellt werden, setzt die Ausstellung ein Zeichen für die Bedeutung der Kunst als Medium des historischen Bewusstseins. Sie erinnert daran, dass der Weg zur Versöhnung über das Verstehen führt – und dass dieses Verstehen oft in der Stille eines Bildes beginnt.
Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Tarnowski-Schlossmuseum in Tarnobrzeg und dem Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau. Sie wird unterstützt von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, dem Polnischen Institut Düsseldorf und der Gerd-Kaimer-Bürgerstiftung Solingen sowie weiteren Förderern. Nach der Erstpräsentation im Museum Zentrum für verfolgte Künste wird die Ausstellung in Tarnobrzeg, der letzten Heimat Ruzamskis, gezeigt und im Frühjahr 2026 im Palast der Schönen Künste in Krakau, wo Ruzamski 100 Jahre zuvor seine letzte Einzelausstellung hatte.
In Vorbereitung zu dieser Ausstellung fand am 4./5. September 2024 im Zentrum für verfolgte Künste die deutsch-polnische Tagung „Vergangenheit erinnern, Zukunft gestalten“ zu Leben und Werk von Marian Ruzamski und dem Kampf gegen Antisemitismus statt.
10.00-17.00 Uhr
On the 80th anniversary of the end of World War II, on May 8, 2025, the Center for Persecuted Arts in Solingen, in cooperation with the Foundation for German-Polish Cooperation, the Polish Institute Düsseldorf, and the Gerd-Keimer Bürgerstiftung Solingen, will open the first monographic exhibition of Marian Ruzamski outside of Poland.
MARIAN RUZAMSKI – KUNST DER ERINNERUNG
First monographic exhibition of Marian Ruzamski outside Poland
May 8 – September 14, 2025
Center for Persecuted Arts, Wuppertaler Str. 160, 42653 Solingen
https://www.verfolgte-kuenste.com/wechselausstellungen/marian-ruzamki-kunst-der-erinnerung
100 years after his last solo exhibition. 80 years after his death – the work of Marian Ruzamski returns to the public eye.
Art as Testimony
Artworks can express the unspeakable. They transmit history not only in facts but in feelings – connecting us with the experiences of those who created them. The exhibition "Marian Ruzamski. The Art of Remembrance" focuses on an artist whose extraordinary use of color and depth impress, but also on his fate. Ruzamski was deported to Auschwitz during World War II and died in 1945 in the Bergen-Belsen camp. His works created in Auschwitz are a silent resistance against forgetting – an expression of hope in times of greatest darkness.
The Artist Marian Ruzamski (1889-1945)
“Despite enthusiastic reviews and exhibitions in the most prestigious salons of the Second Republic, he never managed to establish himself among the leading Polish painters of the 20th century. Even after World War II, it was impossible to bring him back into collective memory.” – Tadeusz Zych, 2025
Marian Ruzamski was a sensitive observer of his surroundings. His paintings depict portraits, landscapes, everyday scenes – always infused with deep humanity. He is among the artists whose work was nearly erased due to persecution. With this exhibition, his complete works will be shown comprehensively for the first time – a tribute to a great Polish painter and witness of the Shoah.
The dramatic upheavals of the past century shaped Marian Ruzamski's life: Born in 1889 in Lipnik near Bielsko-Biała, he came from a culturally diverse family. His mother was a French Jew, and his father a Polish notary. The young, highly gifted artist had to abandon his scholarship in Paris in 1914 and leave France, as he became an “enemy alien” with the onset of war. During World War I, he was taken by Russian troops to Kharkiv. From the turmoil of the revolution, he returned heavily traumatized to the now free young Polish state. During the German occupation of Poland in World War II, Ruzamski was denounced as a Jew and homosexual in 1943, deported to Auschwitz by the Nazis, and later transferred to Bergen-Belsen, where he died on March 8, 1945, shortly before the end of the war.
Yet although Ruzamski's life was overshadowed by war, persecution, and violence, his works tell a different story. His paintings are characterized by deep humanity, scenes of everyday life, and an almost ethereal lightness – as if another, peaceful century were passing before us. They are poetic, haunting images that recall summery landscapes, not terror and destruction.
The Impetus Marian Turski (1926–2025)
The idea for the exhibition comes from Marian Turski – historian, journalist, and Auschwitz survivor. Throughout his life, he fought against forgetting, for democracy and human rights.
His words "Auschwitz did not fall from the sky. It began with small manifestations of intolerance and anti-Semitism, with racism. This is what we must remember: It did not begin with gas chambers." continue to remind us today. Turski was involved in the creation of this exhibition until shortly before his death. His foreword to the catalog was completed a few days before his death on February 18, 2025. The exhibition is dedicated to him.
The Art of Remembrance
In 2025, the end of World War II will be commemorated for the 80th time – an occasion to pause and re-examine how we today remember the catastrophic events of the first half of the 20th century. The exhibition featuring the works of Marian Ruzamski is an artistic contribution to this commemoration. It focuses on an individual fate that stands as an exemplar for many and shows that remembrance is not only a warning but also a cultural heritage. In a time when historical narratives are increasingly questioned, the exhibition sends a message about the importance of art as a medium of historical consciousness. It reminds us that the path to reconciliation leads through understanding – and that this understanding often begins in the silence of an image.
The exhibition was produced in collaboration with the Tarnów Castle Museum in Tarnobrzeg and the State Museum Auschwitz-Birkenau. It is supported by the Foundation for German-Polish Cooperation, the Polish Institute Düsseldorf, and the Gerd-Kaimer Bürgerstiftung Solingen, among other sponsors. After the debut presentation at the Center for Persecuted Arts, the exhibition will be shown in Tarnobrzeg, Ruzamski's last home, and in Spring 2026 at the Palace of Fine Arts in Kraków, where Ruzamski had his last solo exhibition 100 years ago.
In preparation for this exhibition, a German-Polish conference titled "Remembering the Past, Shaping the Future" focusing on the life and work of Marian Ruzamski and the fight against anti-Semitism took place at the Center for Persecuted Arts on September 4-5, 2024.
10:00 AM - 5:00 PM