Mittwoch, 02.10.2024
um 19:30 Uhr




Volker Sielaff liest aus seinen Gedichtbänden »Barfuß vor Penelope« (2020) und »Ovids Würfelspiel« (2023) sowie aus seinem viel gefeierten Prosaband »Überall Welt«. Außerdem spricht er mit seinem Kieler Dichterkollegen Arne Rautenberg über das Schreiben, die Sprache, über Gedichte sowie über das Leben in Dresden und Kiel.

Volker Sielaff gilt als ein literarischer Solitär, der mit hoher Konzentration an seiner Poetik einer Wiederverzauberung der Welt arbeitet. Er hält sich abseits literarischer Moden und überrascht doch mit jedem Buch neu. »Wer nach so langer Zeit aus den Weiten der freien lyrischen Rede umkehrt zum End- und Binnenreim, hat Freiheiten genutzt, die unweigerlich zur Reife führen«, schreibt Michael Braun über Volker Sielaff.

Im Zentrum des Bandes »Barfuß vor Penelope« steht der Zyklus »Mystische Aubergine« – ein Dokument unbändiger Lust an der poetischen Weltentdeckung; ein Vexierbild, wild und verrätselt; grundiert von einem modernen Odysseus-Mythos. Die Gedichte erinnern in ihrer Offenheit zuweilen an Else Lasker-Schüler oder Theodor Kramer und spannen nicht nur formell, sondern auch thematisch einen weiten Bogen: vom Rausch der bedingungslosen Liebe bis zu den Schrecken eines blutigen 20. Jahrhunderts. Mit »Ovids Würfelspiel« legt Volker Sielaff einen Band mit Epigrammen und anderen kurzen Gedichten vor. Das Epigramm weist eine lange Tradition auf. Ursprünglich als Inschrift für eine Weihegabe, ein Kunstwerk gedacht oder einem Gedenkstein aufgeprägt, entwickelte es sich noch in der griechischen Antike zu einer sehr kurzen, prägnanten Gedichtform, die auch Gefühlen und Ge­danken des jeweiligen Autors Ausdruck zu geben vermochte. Volker Sielaff greift die Form variationsreich auf und führt sie mit großer Souveränität in die Gegenwart. Manche der Texte, die in der Natur Wahrgenommenes widerspiegeln, erinnern in ihrer Leichtigkeit an Tuschezeichnungen japanischer Provenienz. Der Autor lässt eine Affinität zu japanischer Philosophie und Dichtung anklingen, die in ihrer Reduktion und gleichzeitig wirkenden Sinnlichkeit der Epigrammatik nahestehen.

»Überall Welt« - nach den gefeierten Lyrikbänden »Selbstporträt mit Zwerg« und »Glossar des Prinzen« veröffentlichte Volker Sielaff erstmals eine Auswahl von Prosaaufzeichnungen aus zehn Jahren. Unverstellte, berührende Notate vom Rand der Wahrnehmung. Sie berichten vom Glück des Lebens mit einem Kind, von Begegnungen, Streifzügen, Lektüren und Beobachtungen. Überall Welt!. Ein Tagebuch kann vieles sein: Archiv, Versuchslabor, Ideenspeicher. Volker Sielaffs Journal passt in keine dieser Schubladen – und sein Schreibgrund ist wohl am ehesten mit dem vergleichbar, den Victor Klemperer einmal für seine Tagebücher formulierte: »Nur Leben sammeln. Immer sammeln. Eindrücke, Lektüre, Gesehenes, alles. Und nicht fragen, wozu und warum.«

Volker Sielaff (*1966 in Großröhrsdorf / Oberlausitz) schreibt Prosa, Lyrik, Essays und Literaturkritiken. Er wurde vielfach ausgezeichnet (2007 Lessing-Förderpreis; 2015 Ehrengabe der Deutsche Schillerstiftung; 2023 London-Stipendium des Deutschen Literaturfonds).

Eintritt: 12 € / erm. 8 € zzgl. Gebühren

Veranstalter: Literaturhaus S-H mit freundlicher Unterstützung durch das Projekt Lyrik-Empfehlungen


Eventdaten bereitgestellt von: Kulturkurier

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