Die ungleichen Brüder Karl und Franz Moor sind mit den Herrschaftsverhältnissen, die sie vorfinden, nicht zufrieden: Franz sieht sich von einer Gesellschaft betrogen, die ihn als Zweitgeborenen überflüssig erscheinen lässt, und von einem Vater, der den Bruder offensichtlich vorzieht. Karl sträubt sich gegen die Konventionen und die Repressalien einer korrupten Regierung – die Beute seiner Räuberbande spendet der selbsternannte Rächer der Armen zunächst an Bedürftige. Beide Brüder fühlen sich berechtigt, ihre Freiheit von den Mächtigen, die sie unterdrücken, gewaltsam zu erkämpfen. Doch während Franz ohne moralische Skrupel handelt, wird Karl zerrissen zwischen dem Wunsch zu rebellieren und den Schuldgefühlen, die die immer grausameren Taten der Räuberbande in ihm auslösen.
Schiller schuf mit DIE RÄUBER ein Stück über die Kraft der Jugend, über Freiheit und Rebellion. Wie kam es dazu, dass Schiller zum „Nationaldichter“ erhoben wurde, obwohl er sich doch selbst eher als Weltbürger und Europäer denn als Nationalist verstand?
Die Regisseurin Pia Richter beschäftigt sich in ihrer Arbeit intensiv mit einer heutigen Lesart des großen klassischen Stoffs. Dabei hinterfragt sie, warum er ein wichtiger Teil unserer kulturellen Identität wurde und was wir daraus sowohl über unser Selbstverständnis als auch unsere Abgründe lernen können. Die Frage nach Freiheit ist bei Schiller immer auch eine des Individuums. Was bedeutet das in einer Gesellschaft, die längst das Individuum zum Maß aller Dinge gemacht hat? Hat eine freie, demokratische Gesellschaft – von der Schiller nur träumen konnte – überhaupt noch Bedarf an Rebellen wie seinen Räubern? Und: Wer sind heutzutage die eigentlichen Räuber?