Der in Osnabrück geborene Künstler Friedrich Vordemberge-Gildewart (1899–1962) und seine Ehefrau Ilse Leda (1906–1981) lebten seit 1938 im Exil in Amsterdam und erhielten 1950 die niederländische Staatsbürgerschaft. Seit 1954 lehrte er an der Hochschule für Gestaltung in Ulm, wo beide bis zu seinem Tod lebten.
Nach einer Tischlerlehre in Osnabrück studierte Vordemberge-Gildewart in Hannover an der Kunstgewerbeschule und entwickelte ein eigenes künstlerisches Profil. Als Maler widmete er sich der Stilrichtung des Konstruktivismus und war in verschiedenen Künstlergruppen aktiv („Gruppe K“, „die abstrakten hannover“). Auf Anregung von Theo von Doesburg (1883–1931) wurde Vordemberge-Gildewart außerdem Mitglied der niederländischen Künstlergruppe „De Stijl“ – eine ehrenhafte Auszeichnung für den jungen Künstler. In Hannover hatte er Ilse Leda kennengelernt, die als professionelle Tänzerin künstlerisch tätig war. Sie heirateten am 29. Juni 1932. Als im Jahr darauf Hitler und die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland übernahmen, war das Ehepaar von dieser Entwicklung direkt betroffen. Ilse Leda sah sich als Jüdin mit der rassistischen Gesetzgebung im Dritten Reich konfrontiert. Ihr Mann wurde von der nationalsozialistischen Kulturpolitik als „entarteter“ Künstler diffamiert und einige seiner Bilder 1938 in der Berliner Ausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt. Das Ehepaar emigrierte in die Niederlande und ließ sich in Amsterdam nieder.
Im Mittelpunkt der Ausstellung „Amsterdam, Zufluchtsort – Friedrich Vordemberge-Gildewart und Ilse Leda, ihr Leben im Exil 1938–1950“ steht die Frage, wie Friedrich Vordemberge-Gildewart und Ilse Leda in Amsterdam unter der nationalsozialistischen Herrschaft zwischen 1940 und 1945 gelebt haben. Wie haben sie ihren Lebensunterhalt verdient? Wie konnte Ilse Leda als Jüdin überleben? In diesem Zusammenhang richtet sich der Blick auch auf Freunde und Weggefährten wie Max Beckmann (1884–1950), Willem Sandberg (1897–1984) und Frans Duwaer (1911–1944). In einem breiteren Kontext widmet sich die Ausstellung Themen wie „Entartete Kunst“, Amsterdam im Zweiten Weltkrieg, Judenverfolgung und Widerstand.
Dienstag bis Freitag: 10 bis 13 Uhr und 15 bis 17 Uhr Samstag/Sonntag: 11 bis 17 Uhr Montags geschlossen.
Freiheit und Materialbewusstsein bilden die Pole von Siewerts künstlerischem Schaffen, das ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber schlichten Wahrheiten widerspiegelt. Seine Bilder lassen indirekt die Erfahrungen einer Persönlichkeit erkennen, die die Einschränkungen eines politischen Systems erlebte, welches die „Kunst als Waffe“ ideologischer Überzeugungen begriff. Nur in diesem Sinne ist Siewerts Kunst politisch: Als subjektiver Ausdruck jenseits der Positionierung, als sensibles Medium, das Inspiration und Doppeldeutigkeit fernab des ‚Zeitgeistes‘ mit den Mitteln des Bildes konserviert und diese Mittel selbst zum Thema macht.
Katalog zur Ausstellung
52 Seiten, 74 Abbildungen
mit Texten von Max Pommer, Erik Stephan und Henryk Gericke
ISBN 978-3-949860-00-3 // Preis: 10 Euro
Di–SO 10–17 Uhr
von John Murrell
Deutsch von Ute Horstmann
Die Theaterschauspielerin Sarah Bernhardt (1844 – 1923) gastierte erfolgreich u.a. in Europa und Amerika und wurde dadurch zu eine der ersten Weltstars. Die Menschen liebten oder hassten sie. Alt geworden taucht sie in der Tragikomödie des kanadischen Dramatikers John Murrell mit Hilfe ihres Sekretärs Pitou in längst vergangene Zeiten ein und arbeitet an ihren Memoiren. Hiervon erhofft sie sich letztendlich Unsterblichkeit.
Aufführungsrechte bei Felix Bloch Erben GmbH & Co. KG, Berlin
Regie und Bühnenbild: Torsten Hoffmann, Kostüme: Ulrike Reinhard, Technik: Jan Braun / Michael Wörner, Schauspiel: Barbara Galinski, David Voormann
In einer leeren Umkleide spielen zwei Männer mit Bewegung, einem analogen Radio und winzigen Shorts.
Mehr brauchen die beiden Darsteller nicht für ihre wunderbar skurrile, energiegeladene Körpererzählung irgendwo zwischen Akrobatik und Tanz, Wrestling und Slapstick. Seit zehn Jahren wird Un Poyo Rojo weltweit von Publikum und Kritikern gefeiert und ist nun erstmals in Berlin zu sehen.
Im Setting einer testosterongeschwängerten Umkleide bewegen sich die sportlichen Körper von Luciano Rosso und Alfonso Barón fließend durch verschiedene Formen von Bewegungskunst. Mit einem Augenzwinkern inszenieren die beiden Darsteller stereotypes Machoverhalten, welches zwischen Konkurrenzkampf und Kameradschaft changiert und immer wieder von homoerotischen Momenten gebrochen wird. Gewitzt gelingt den Protagonisten so eine Dekonstruktion gängiger Vorstellungen von Männlichkeit. Un Poyo Rojo ist eine meisterhafte Tour-de-Force aus Akrobatik, Tanz, Humor und Sexualität und eine Einladung, über sich selbst zu lachen und sich so zu akzeptieren, wie wir sind.
Schauplatz ROM. Der letzte König [Tarquinius Superbus] ist verbannt; die junge Republik ringt um ihre (Ver-)Fassung - bis zum Römischen Imperium ist es noch ein Stück hin. Die Macht liegt jetzt bei den Adelsfamilien [Patriziern].
Bald nicht mehr exklusiv: Das Volk hungert. Und revoltiert. Und lässt sich nicht abspeisen: Roms Senat sieht sich gezwungen, Volksvertreter zuzulassen [die berühmten Tribunen]. Die sich tatsächlich für die Belange der Plebejer einsetzen. Wenn sie diese nicht gerade in ihrem Sinn manipulieren.
Auftritt Gaius Martius. Er ist ein Held. Ein Kriegsheld. Seine Mutter führt Buch über seine Wunden. Was er ist, verdankt er ihr. Vom Kindersoldaten zur Tötungsmaschine. Roms Supersoldat. Jetzt - gerade hat er eine ganze Stadt im Alleingang geschleift, was ihm den Beinamen Coriolan einbringt - soll er in die Politik. »Konsul« Coriolan. Die Regularien des Wahlkampfs gebieten, dass er dem Volk seine Wunden zeigt, ehe dieses für ihn stimmt. Coriolan hasst das Volk.
Coriolan, seine Mutter, die höheren Familien der Stadt: Edle Produkte ihres Dünkels. Und der Held der Schlachten ist keiner, der sich im zivilen Leben beherrschen kann. Ein Wort gibt das andere und am Ende ist er nicht Konsul, sondern verbannt. Er verbündet sich mit dem Feind, seinem Lieblingskonkurrenten auf dem blutigen Feld der Ehre. Und ums Haar hätten Roms Weltmachtambitionen ein vorzeitiges Grab gefunden (wir befänden uns im Jahre 494 vor Null, wäre das Geschehen historisch verbürgt).
mit
Judith Bopp | Margrit Carls | Denis Fink | Evelyn Plank | Alexander Wagner
unter besonderer Mitwirkung von Andreas Seyferth | Sebastian Kalhammer
Regie: Andreas Seyferth
Video/Klangdesign: Ardhi Engl
Kostüm: Johannes Schrödl
Lichtdesign: Jo Hübner
Technische Einrichtung: Max Reitmayer
Technik: Marie Ayim / Paul Egenrieder
Übersetzung/Fassung: Margrit Carls
Heinrich von Kleists Novelle stellt bis heute zeitlose Fragen nach Schuld, Recht, Individuum und Gesellschaft. Sie erzählt von den Mechanismen des Fanatismus und der Verselbständigung von Gewalt.
Kohlhaas werden an einer Grenzstation zwei Pferde als Pfand abgenommen. Als er zurückkehrt, findet er die stolzen Rösser halb verhungert und durch Feldarbeit ruiniert. Kohlhaas will Gerechtigkeit. Seine Frau, die ein Bittschreiben für Kohlhaas übergeben soll, wird von der Lanze einer Wache so unglücklich getroffen, dass sie stirbt. Jetzt hält Kohlhaas nichts mehr: Er wird Anführer von rebellierenden Bauern, legt Brände, attackiert Städte und mordet. So lange, bis der Staat dazu gezwungen ist, ihm zuzuhören.
Der Name Michael Kohlhaas steht sowohl für Gerechtigkeitssinn wie für Fanatismus. Doch ab welchem Moment schlägt der Kampf für Gerechtigkeit selbst in Ungerechtigkeit um? Welche Formen des Widerstands sind angemessen und effektiv?
Regie: Susanne Pfeiffer
Bühne: Patrick Schmidt
Kostüme: Daniela Zepper
mit Marc Marchand | Yannick Rey | Anna Schindlbeck | Christoph Schulenberger | Tobias Wollschläger
Ein packendes Kammerspiel um sexuelle Gewalt und den Umgang mit sozialen Medien. Was ist wirklich passiert? Offenbaren die sozialen Medien geschehenes Unrecht oder Halbwahrheiten?
Jack, 17, ist der ganze Stolz seiner Eltern, David und Di. Sie haben versucht, ihm alles zu bieten, was sie selbst als Kinder nicht hatten. Nun ist er kurz davor, einen glänzenden Schulabschluss hinzulegen, um danach Jura zu studieren. Doch dann taucht ein Video im Internet auf: vier Minuten und zwölf Sekunden, die alles zu ruinieren drohen, wofür die Familie so gekämpft hat. Ein intimes Video von Jack und seiner Exfreundin Cara. Jack schwört, er habe es nicht hochgeladen. Cara schwört, der Clip zeigt eine Vergewaltigung. Seine Eltern sind geschockt. Kann man ihr trauen, wenn sie mit solchen Anschuldigungen kommt?
Regie: Ingo Pfeiffer
Bühne: Wolfgang Clausnitzer
Kostüme: Jutta Reinhard
mit Dorothee Höhn | Marc Marchand | Susanne Pfeiffer | Yannick Rey
Die Große Sonderausstellung des Landes Baden-Württemberg zeigt die Geschichte und Gegenwart tamilischer Kultur. Über 80 Millionen Menschen in Indien, Sri Lanka und anderen Teilen der Welt identifizieren sich als Tamil*innen: Sie teilen dieselbe Sprache, das Tamil, die ihren Ursprung im Süden Indiens hat. Von Liebe und Krieg versucht, ihre Geschichte und Geschichten auf vielfältige Weise erlebbar zu machen, indem unterschiedliche Menschen ihre Erzählungen über Kulturen und Identitäten von Tamil*innen teilen. Sie sprechen über soziale Bewegungen, darstellende und bildende Kunst, Aspekte der Alltagskultur und religiöse Vielfalt. Die Ausstellung zeigt dem Caṅkam-Zeitalter zugeschriebene archäologische Objekte, eine Auswahl von Bronzen aus der Zeit der Cōḻa-Dynastie (9.-13. Jh.), aber auch Arbeiten von Künstler*innen des Madras Art Movement aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Mit der Kastengrenzen überschreitenden Bhakti-Mystik des Mittelalters, der „Dravidischen Bewegung“ des 20. Jahrhunderts oder dem bis 2009 andauernden Kampf der Liberation Tigers of Tamil Eelam um einen eigenen tamilischen Staat in Sri Lanka werden auch soziale Aspekte der Geschichte beleuchtet.
Gebühr: € 5,- zzgl. Eintritt
Dauer: 1 Stunde
Führung kostenfrei zzgl. Museumseintritt
Treffpunkt an der Kasse
An diesem Abend haben die Zuschauer die Macht. Es geht darum, die Hauptfigur der zweiten Hälfte zu ermitteln. In bewegenden Monologen, mitreißenden Liedern und witzigen Szenen werden die verschiedensten Charaktere improvisiert: schräge Vögel, eiskalte Killer, laszive Diven, schusselige Kommissare…, alles ist möglich. Nur 4 schaffen es in die nächste Runde. Nach der Pause dann die entscheidende Abstimmung: Wer bekommt die Hauptrolle? Entscheiden Sie sich!
Vorstellungsdauer ca. 2x50 Minuten zzgl einer 15minütigen Pause
Drei Gorillas, drei Runden, drei Stories: so startet der Abend, aber am Ende bleibt nur eine Geschichte übrig, denn die anderen werden vom Publikum abgewählt. Welche kommt durch? Der heftige Krimi im Stile von Tarantino, die zu Herzen gehende Romantic Comedy oder doch das Shakespeare-Drama um Intrige und Macht? Gemeinsam mit den Zuschauern*innen suchen wir nach der spannendsten, der schönsten, der schrägsten - eben der besten improvisierten Geschichte des Abends. Impro - abwechslungsreich, abenteuerlich, aktuell.