Welcher Ort könnte sich besser zur Erfahrung neuer Klangwelten eignen als die Christuskirche in Mannheim, in der schon einst Nils Frahm 2014 im Rahmen des Jetztmusik Festivals einen denkwürdigen Abend gestalten konnte? Dafür sorgen auch dieses Mal drei Künstlerinnen, die es verstehen, unsere westliche Hörgewohnheit durch spannende Zusammenklänge mit raffinierten Obertönen zu bereichern, sonoren Raum zu erzeugen und ihn im Gestus der Drone Music ebenso transformieren zu lassen. Umgesetzt wird dies beispielsweise in alten Tonsystemen, aber mit neuen Ideen durch gekonnter Einbeziehung der Klangfarben elektro-/akustischer Instrumente. Dadurch entsteht eine musikalische Tiefe, die einen auf eine psychoakustische Reise mitnimmt und ungeahnte Kontraste einer fremden musikalischen Dimension darbietet.
Die gebürtige Kanadierin Sarah Davachi (*1987) setzt gleichermaßen elektronische als auch akustische Instrumente ein und verblendet gekonnt diese verschiedenen Klänge auf kongeniale Weise. Ihre Perspektive befreit das Instrument aus gewohntem Kolorit und schafft Platz für unverfälschte Eindrücke des ureigenen Timbres. In ihrem jüngsten Werk „Antiphonals“ ist beispielsweise das Mellotron, welches ansonsten stark mit Progresive Rock assoziiert wird, außerhalb seines sonstigen Kontextes zu hören. Auch die sanften Orgelmodulationen im Kernstück „Magdalena“ versprechen mit der Steinmeyer-Orgel der Christuskirche eine neue Hörerfahrung harmonischer Fülle. Doch nicht nur die Erkundung vertikaler Sphären durch Klangflächen sondern auch horizontaler Gefilde mittels monolithischer Melodien, die oft zugunsten Kontinuität formal dekonstruiert offen komponiert sind, sind Thema ihrer Musik. Das musikalische Kontinuum, das durch die Gestaltung der Melodien erreicht wird, lenkt auch wieder den Fokus auf das archaische Erleben als fortschreitende Intervalle und bestärkt die Idee der Befreiung von musikalischer Konnotation hinzu der Erfahrung des urtümlichen Klangs.
Ellen Arkbro (*1990) und Susana Santos Silva (*1979) zeigen uns an diesem Abend die Schnittstelle ihrer individuellen Vorgehensweise als improvisierende Musiker und Komponisten. Arkbro an der Orgel und Santos Silver an der Trompete lassen das reichhaltige Innenleben der Töne und ihrer Dynamik zu Harmonien und strukturierten Geräuschen verschmelzen. Zu diesem Anlass präsentiert das Duo ein neues standortbezogenes Werk, indem es die Raumakustik und psychoaktustische Interaktion ihrer Instrumente nutzt; eine Musik, die von konzentrierter akkordischer Spannung deduktiv zu dem unbekannten Zwischenraum des Klangs hinführt.
Ellen Arkbro ist bekannt für den Einsatz mitteltöniger und reiner Stimmung. Ihr Interesse für alternative Tonsysteme und dem Komponieren mit Intonation gewann sie im Studium beim Mitbegründer der Minimal Music La Monte Young, bei dem sie eine Zeit lang lebte.
Susana Santos Silva hat eine einzigartige künstlerische Herangehensweise, in der sie stets versucht, die Grenzen zwischen Komposition und Improvisation aufzuheben. Dabei versteht sie es, die Möglichkeiten ihres Instruments auszuschöpfen und neue Ausdrucksarten zu erforschen.
SARAH DAVACHI WEBLINKS
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