So sind im Blauen Speisesaal Porzellan Gefäße
zu sehen, die die österreichische Künstlerin Uli Aigner im Rahmen ihres
ONE MILLION-Projekts gedreht hat. Die Becher transformieren den originalen
Zahnputzbecher von Albin Müller in ein Universalgefäß, das von den Gästen des
Hauses für Wasser, Tee oder Kaffee benützt werden kann. Die in Boston geborene
Künstlerin Lindy Annis installiert durch die drei Stockwerke des leeren
Fahrstuhlschachts eine kinetische Arbeit von Papierfiguren. Im Wandelgang
befindet sich, ebenfalls von Lindy Annis Borkenkäfer-Wald, eine große
Porzellanarbeit, die die Wege der Borkenkäfer als ornamentale Zeichen der
Zerstörung der Harzer Wälder abbildet.
Auf der Friedrich-Barner-Treppe sind
Fotogramm-Cyantopien von Heike Baranowsky. Sie beziehen sich auf die im
Sanatorium wiederkehrenden Form des Kreises. Im Arztflur befindet sich ihre
Videoarbeit Eppur si muove (2020). Die Künstlerin beobachtet und filmt sich
selbst, gespiegelt in einem Ballon, wie sie in ihrem römischen Atelier zu
Pandemiezeiten scheinbar um sich selbst kreist. Für die Fenster der Marmordiele
druckt Veronika Kellndorfer raumhohe Vorhänge. Die Künstlerin spielt mit
der Dreidimensionalität der gedruckten Falten auf ein zweidimensionales Textil,
deren fotographische Vorlage sie in Lina Bo Bardis Wohnhaus in São Paolo
aufgenommen hat. Im Musiksaal platziert sie einen gläsernen Kreis mit dem Motiv
sich im Glas spiegelnder Pflanzen als Referenz an Albin Müllers Kreis-Vorliebe.
Inken Reinert errichtet im Wandelgang ein Möbelobjekt aus Einzelteilen verschiedener
DDR-Schrankwand-Systeme. Positioniert in der Sichtachse vom Wandelgang über das
Damenzimmer und die Speisesäle bis hin zum Wintergarten, versperrt es teilweise
den Blick und irritiert durch seine in dieser Umgebung fremd erscheinende
Materialästhetik. Weiters zeigt Reinert in der Alten Zentrale gerahmte digitale
Collagen basierend auf Abbildungen von Design-Klassikern des 20. Jahrhunderts.
Durch die Mehrfachspiegelung und das Ineinander verschränken von verschiedenen
Stühlen entsteht ein Gebilde von ornamentaler Anmutung. Eva-Maria Schöns
gerahmte Atemstoss-Bilder begleiten den Arztflur. Mit ihren Atemstössen schafft
sie auf dem glatten Papier in Sekunden einen Abdruck, der die Tusche
auseinander fliessen läßt. Wie ein „Luftraum“ prägt sich der Atem in die
flüssige Tusche hinein. Der Atem wird sichtbar. Barbara Steppe hat für
den Supraporte-Fries in der Diele über dem Eingang zum Damenzimmer eine Arbeit
entwickelt mit dem Titel score for a song. Die 6,30 Meter lange Papierarbeit
visualisiert die Struktur von Tagesroutinen verschiedener Personen, wie auch
ihre Video-Arbeit Routines 2022, die im Kinosaal zu sehen ist. Im Wartezimmer
des Arztes zeigt die Künstlerin zusätzlich Entwürfe für eine mögliche
Wandgestaltung, die an die von Albin Müller gestalteten, ornamentalen Tapeten
anknüpfen. Im Rapport der Muster versteckt und wiederholt sich allerdings das
Wort „Zeit“.
+++ ORNAMENT UND MATERIE.
Zeitgenössische Positionen zum Jugendstil +++ KÜNSTLERINNEN Uli Aigner, Lindy
Annis, Heike Baranowsky, Veronika Kellndorfer, Inken Reinert, Eva-Maria Schön,
Barbara Steppe +++ DAUER 10. Juni – 09. September 2023 +++ ERÖFFNUNG Samstag,
10. Juni 2023, 15 Uhr +++ ORT Klinik Dr. Barner, Dr. Barner-Straße 1, 38700
Braunlage / Harz ÖFFNUNGSZEITEN samstags 10 – 18 Uhr +++ INFORMATION www.stiftung-barner.de +++ EINTRITT FREI