Am Beispiel von Dora W., seiner Großmutter, erzählt der preisgekrönte Autor aus dem Alltagsleben der NS-Zeit in Dresden, dabei ist die packende Schilderung der berüchtigten Dresdner Bombennacht am 14. Februar 1945 ein Höhepunkt. Doch Grünbein lässt keineswegs den Eindruck aufkommen, hier werde deutsche Geschichte aus einer Opferperspektive erzählt. Dora W., die aus einem Dorf in Schlesien erst in eine Kleinstadt, dann in die Metropole Dresden kommt und sich mit Oskar, einem Schlachtergesellen, verbindet, ist eine neugierige, lebenshungrige, am Fortkommen orientierte Mitläuferin des NS-Regimes aus proletarisch-kleinbürgerlichem Milieu, wie es Millionen gab. Die Verfolgung der Juden, die Schrecken des Krieges und der Diktatur treten in der Wahrnehmung des jungen Paares zurück hinter den Reizen der Metropole. Grünbeins Roman ist eine „Sozialstudie des Nationalsozialismus in einer deutschen Stadt“, wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung schreibt. Außerdem, so die ZEIT, „eine subtile Gegengeschichte“ zu Uwe Tellkamps Dresden-Roman „Der Turm“.

ERÖFFNUNGSVERANSTALTUNG mit Sektempfang; Lesung und Gespräch, Moderation: Denis Scheck
Foto: Tineke de Lange Suhrkamp Verlag

Einlass 18.30

Deutscher Botschafter in Moskau – das ist im diplomatischen Dienst der Bundesrepublik einer der wichtigsten Posten. Als Rüdiger von Fritsch ihn im März 2014 antrat, war der russische Machthaber Wladimir Putin gerade dabei, die Besetzung der ukrainischen Halbinsel Krim ins Werk zu setzen. Heute wissen wir, dass diese völkerrechtswidrige Annektion nur der Anfang einer größeren Operation war, die am 24. Februar 2022 im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine vorerst kulminierte. Rüdiger von Fritsch hat diese Entwicklung aus nächster Nähe verfolgt und in drei erfolgreichen Büchern seine Sicht der Dinge dargelegt. Er gilt heute als einer der gefragtesten Kreml-Experten unserer Zeit. „Wer sich über die Hintergründe des russischen Angriffs auf die Ukraine informieren und auch die historischen Zusammenhänge verstehen will, muss dieses Buch lesen“, schrieb die ZEIT über seinen Bestseller „Zeitenwende“. Im jüngsten Werk mit dem Titel „Welt im Umbruch – Was kommt nach dem Krieg?“ richtet von Fritsch den Blick in die Zukunft und analysiert, welche Faktoren die Entwicklung in Russland, in der EU und im Verhältnis zwischen China und den USA bestimmen könnten. Sein Fazit formuliert er mit einem berühmten Zitat aus dem italienischen Roman „Der Leopard“: „Wenn wir wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, muss alles sich ändern.“

Lesung und Gespräch, Moderation: Thomas Urban

Foto: Gottfried Poppel

Einlass 18.30

Leider hat Viktor Jerofejew die geplante Veranstaltung "Der große Gopnik" kurzfristig aus persönlichen Gründen abgesagt. Der Literarische Frühling schätzt sich glücklich, dass stattdessen Rüdiger von Fritsch, der bis 2019 Deutscher Botschafter in Moskau war, kurzfristig gewonnen werden konnte.

Rüdiger von Fritsch stellt am selben Ort wie die zuvor geplante Veranstaltung sein Buch "Die Welt im Umbruch - was kommt nach dem Krieg?" vor. Der Diplomat im Ruhestand gilt als einer der besten Russlandkenner unserer Zeit. Für die Veranstaltung gibt es zusätzliche Tickets, die ab sofort über Reservix buchbar sind.

Aber auch die Karten, die für die ursprünglich geplante Veranstaltung mit Viktor Jerofejew erworben wurden, sind weiter gültig: Wer Karten für Jerofejew erworben hat, kann diese bei der Veranstaltung mit Rüdiger von Fritsch am Einlass vorzeigen - die Karten gelten auch für die neue Veranstaltung.

Auch wenn die Lesung mit Jerofejew abgesagt werden musste, empfehlen wir, das Buch "Der große Gopnik" zu lesen. Das Buch ist eine Abrechnung mit der unseligen Tradition der Unterdrückung und Gewalt in Russland. Jerofejew, zweifellos einer der wichtigsten russischen Autoren der Gegenwart, schreibt rasant und radikal subjektiv. Dem Gopnik, der als Ausgeburt von Stalin erscheint, setzt er die wilde Vita der eigenen Familie entgegen – sein Vater war Stalins Dolmetscher für Französisch und Diplomat. „Wer Russland und Wladimir Putin verstehen will: hier ist der Schlüssel“, sagt Rüdiger von Fritsch, der frühere deutsche Botschafter in Moskau. Die FAZ urteilt, das Buch sei „der Roman der schicksalhaften Stunde“.

Lesung und Gespräch

Foto: Marlene Gawrisch / Welt

Einlass 18.30